US-Wahlkämpfe sind etwas Besonderes. Illustre Kandidaten besetzen die gesamte politische Farbpalette von links bis rechts, von ultraliberal bis erzkonservativ und tief religiös. In Vorwahlen zerfleischen sich dann die Kandidaten des demokratischen bzw. republikanischen Lagers, damit sich offensichtlich die Spreu vom Weizen trennt: Die oder der vermeintliche Beste soll in das Rennen um den Präsidentenposten geschickt werden.
Besonders "herzerfrischend" ist der Polit-Neuling - besser gesagt Outlaw - Donald Trump. Seine klar und einfach formulierten "Botschaften" würden in Europa vermutlich Massenproteste auslösen. Dennoch gehen amerikanische Freunde von mir das erste Mal seit langer Zeit wieder zu Wahlkampfveranstaltungen, nicht weil sie Trump unbedingt für den besten Präsidentschaftskandidaten halten, sondern weil seine Show-Auftritte jede Show in Las Vegas schlagen.
Im Land der unbegrenzten Polarisierung hat Trump einen Trumpf
Das Symbol für die USA: Die Freiheitsstatue
Er feiert sich als Gegenpol zu einem glatt gelutschten Washingtoner Polit-Apparat, der vielen Amerikanern verhasst ist. Donald ist die ehrliche Haut, der aber so richtig gegen den politisch korrekten Strich bürstet. Nicht zuletzt ist er das Sinnbild dafür, niemals aufzugeben: Er war Milliardär, dann fast pleite und heute wieder Milliardär. Ein gelebter amerikanischer Traum, oder?Donald Trump erinnert mich an Ronald Reagan. Auch er war ein politischer Neuling, wenn man einmal von seinem Amt als Gouverneur im showtime state California absieht. Ich denke zurück an Reagans polarisierenden Wahlkampf 1980. Mit seiner Marktradikalität zeigte er dem damals vorherrschenden Zeitgeist des nachfrageorientierten Keynesianismus die dunkelrote Karte. Und niemals zuvor hat ein Präsidentschaftskandidat der damaligen Sowjetunion so eiskalt lächelnd klar gemacht, dass sie den Kalten Krieg mit Pauken und Trompeten verlieren wird.
Iowa - Too close to call
Den Vorwahlen im Bauernstaat Iowa wird vielfach eine ähnliche Signalwirkung für die Kür zum Präsidentschaftskandidaten zugebilligt wie Alcoa - weil es seine Ergebnisse als erstes Unternehmen bekannt gibt - für die gesamte US-Berichtsaison. Aber so wie der Aluminiumwert natürlich kein Indikator für Ergebnisse von Banken, Konsum- oder Telekomwerten sein kann, kann auch die Vorwahl in Iowa keinen validen Hinweis auf die Kandidatenauswahl geben. Wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn der Bibel treue Ted Cruz im bible state Iowa nicht gegen den weniger "christlich" auftretenden Trump gewonnen hätte?
Viel überraschender - und dennoch nicht unbedingt wegweisend - ist das Ergebnis von Iowa für das demokratische Lager. Hillary Clinton liegt nur knapp vor Bernie Sanders. Dabei sollte sie als Ex-First Lady und Ex-Außenministerin, die sich in Washington genauso perfekt auskennt wie in ihrer Handtasche, eigentlich doch die logische, erste Wahl der Demokraten sein, oder? Und dennoch gilt sie bei vielen demokratischen Wählern als "more of the same", eine fortsetzende Kopie der Politik Barack Obamas, dessen Fähnchen "Yes, we can" längst auf Halbmast hängt. Außerdem ist vielen die Häufung von Präsidentenämtern im Clinton-Clan ein Dorn im Auge.
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