Viele Anleger sehen in der Stimmungsverschlechterung an den Finanzmärkten bereits Vorboten einer systemischen Krise wie 2008. Diese strahlt offenbar kräftig auf die realwirtschaftliche Stimmung aus. So stellt das ifo Institut eine spürbare Abkühlung der Weltwirtschaft fest: Setzt man die Einschätzung der globalen Geschäftslage und -erwartungen für das I. Quartal 2016 zueinander in Beziehung, befindet sich die Weltkonjunktur vor allem angesichts der eingetrübten Erwartungen in der Rezession. Bei näherer Betrachtung kam es in den USA und Europa zu einer merklichen Wirtschaftseintrübung.
Wenn die Weltkonjunktur leidet, leiden auch deutsche Aktien
Die schlechte weltwirtschaftliche Stimmung bekommen insbesondere konjunkturzyklische Aktien, z.B. aus dem Mittelstandsindex MDAX zu spüren.
Risikovermeidung scheint momentan oberstes Anlegergebot zu sein. Der DAX bewegt sich seit seinem Zwischenhoch Ende November in einem Bärenmarkt. Als vermeintlich sichere Anlagehäfen fungieren deutsche Staatsanleihen. Dabei ist das Sicherheitsbedürfnis so stark ausgeprägt, dass sie sogar negative Renditen bis zur Laufzeit von acht Jahren in Kauf nehmen. Der Bund Future hat erneut Allzeithochs erklommen. Die Verunsicherung zeigt sich auch darin, dass der von der Liquiditätspolitik der EZB eingeleitete Gleichlauf steigender Aktien- und Anleihekurse seit 2009 beendet ist.
Euro-Krisensymptome 2.0
Für zusätzliche Irritationen an den Finanzmärkten sorgen die nun offen zutage tretenden Folgen des Ölpreisverfalls. Schätzungen zufolge ist ein Drittel der Energieanleihen der US-Fracking-Industrie akut ausfallbedroht. Entsprechende Abschreibungen in der europäischen Finanzindustrie, die hier auch kräftig investiert haben, werden sich nicht verhindern lassen. Das verleiht dem altbekannten Euro-Krisensymptom "Bankenkrise" neue Nahrung. Und wo von Bankenkrise gesprochen wird, sind auch skeptische Blicke auf Staatsanleihen der Euro-Peripherie nicht weit. Insbesondere Staatsfonds aus den Rohstoffländern, deren Verlusttoleranz mit Blick auf schwache Energieeinnahmen ohnehin begrenzt ist, fahren vorsichtshalber ihre Positionen in Staatsanleihen zurück. Die neuerlichen Finanzprobleme von Griechenland, aber auch Portugal wirken dabei als Verkaufskatalysator. Die hohen Buchgewinne wollen die Vermögensverwalter der Staatsfonds nicht riskieren. Im Gegenteil, realisierte Kursgewinne sollen bei der Sanierung ihrer angeschlagenen Staatshaushalte bzw. bei der Stützung ihrer Volkswirtschaften helfen. Ein deutlicher Anstieg bei 10-jährigen Staatsanleiherenditen in Italien, Spanien, Portugal und Griechenland ist tatsächlich unverkennbar.
Breitere Dimension der US-Konjunkturschwäche
Auch die Stabilität der US-Wirtschaft ist ins Wanken geraten. Es mehren sich die Bedenken, dass die seit Oktober 2015 rezessive Stimmung in der US-Industrie - als Folge der Schwäche am US-Energiesektor und psychologisch angefacht durch die Leitzinswende der Fed - sogar auf den gesamtwirtschaftlich wesentlich bedeutenderen Dienstleistungssektor übergreifen könnte. Diese breitere Dimension der US-Konjunkturskepsis schlägt sich in einem verschärften Abwärtsdruck an den US-Aktienmärkten nieder.
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