FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 17. Februar 2016. Gewinnmitnahmen entschärfen das Marktszenario.
Es mag der Besonnenheit vieler Akteure zu verdanken sein, dass es trotz neuer Jahrestiefs in der vergangenen Woche nicht zu einer weiteren massiven Verkaufswelle beim DAX gekommen ist. Denn bis zu jenem Zeitpunkt, am vergangenen Donnerstag, hatte es zuvor zwar Kursgewinne bis über 9.100 Zähler für den DAX gegeben, in den Augen der von uns befragten mittelfristig orientierten Investoren sollten diese jedoch nicht ausreichend gewesen sein.
Immerhin haben die Kursgewinne in dieser Woche einige institutionelle Marktteilnehmer zu Gewinnmitnahmen veranlasst. Zwar ist ein Kursgewinn von 2,8 Prozent im Wochenvergleich gemessen an der bisherigen Volatilität der Aktienmärkte in diesem Jahr nicht gerade etwas Außergewöhnliches. Aber der Börse Frankfurt Sentiment-Index hat im gleichen Zuge einen Dämpfer von 10 auf einen Stand von nunmehr +23 Punkte hinnehmen müssen. Mit anderen Worten: Etwas mehr als ein Viertel der in der Vorwoche neu hinzugekommenen Optimisten hat sich schon wieder verabschiedet und ist sogar mehrheitlich auf die Bärenseite gewechselt.
Die Motive für diesen jüngsten Stimmungswechsel bei einer insgesamt doch überschaubaren Gruppe von Marktteilnehmern dürften eher in der Angst begründet sein, von der Erholung des DAX in dieser Woche womöglich wieder etwas hergeben zu müssen, als von ungünstigen ökonomischen Einflüssen. Ohnehin geht eine Mehrheit von 54 Prozent aller Befragten immer noch von einer größeren Erholung aus, wohl in Richtung der vermuteten durchschnittlichen Einstandspreise bei 9.400 Punkte. Möglicherweise in der Hoffnung, dass Zentralbankmaßnahmen in den kommenden Wochen sowohl in Europa als auch in den USA den Aktienmärkten tendenziell eher nützen als schaden könnten. Denn kaum jemand rechnet noch mit einer weiteren Zinserhöhung der US-Notenbank im März, während von der Europäischen Zentralbank vielerorts zusätzliche geldpolitische Lockerungsmaßnahmen erwartet werden.
Privatanleger und Institutionelle rücken zusammen
Gewinnmitnahmen hat es auch bei den Privatanlegern gegeben, aber längst nicht in gleichem Umfang wie bei ihren institutionellen Pendants: Die Gruppe der Optimisten ist gerade einmal um 4 Prozent aller Befragten geschrumpft. Dabei hat sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index auf +17 Punkte zurück gebildet nach +23 Punkten in der Vorwoche, womit sich die Stimmungsbilder zwischen den institutionellen und den privaten Investoren im Vergleich zur Vorwoche wieder angenähert haben.
Unter dem Strich bleiben sowohl bei den institutionellen als auch bei den privaten Anlegern die Optimisten in der Mehrheit. Allerdings bewegen sich die derzeitigen Sentiment-Indizes nunmehr wieder unter ihren Mittelwerten dieses Jahres und auch unterhalb denen des zweiten Halbjahres 2015, sodass wir, trotz der absolut betrachtet immer noch recht guten Optimismus-Werte, relativ gesehen eher eine leichte Tendenz zur Skepsis feststellen. Damit relativiert sich auch die Belastung für den DAX, die sich normalerweise bei einer vordergründig bullishen Stimmung ergeben würde.
Dennoch erwarten wir bei weiteren Kurssteigerungen des Börsenbarometers Abgaben dieser Optimisten, durch die ein Durchmarsch der Kurse an der Oberseite gehemmt werden dürfte. Andererseits hat sich die bei Kursrückgängen potentielle Nachfragesituation leicht unterhalb der 9.000er Marke etwas verbessert. Damit dürften die Impulse für den DAX in den kommenden Tagen nicht von den Befragten unseres Panels herrühren, sondern vornehmlich den langfristigen Kapitalströmen (in erster Linie aus dem Ausland) vorbehalten bleiben.
von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de © 17. Februar 2016
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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