Von Nick Kostov
PARIS (Dow Jones)--Der französische Medienkonzern Vivendi greift in einem feindlichen Übernahmeversuch nach der Videospiel-Firma Gameloft. Vivendi bietet den Aktionären von Gameloft 6 Euro je Anteilsschein, wodurch das Unternehmen mit 513 Millionen Euro bewertet wird. Gameloft versucht seit längerem die Avancen Vivendis zurückzuweisen. Der Großkonzern hat seit Ende vergangenen Jahres eine 30-Prozent-Beteiligung an Gameloft aufgebaut.
"Videospiele sind eindeutig wichtige Inhalte und machen inzwischen einen bedeutenden Teil des Unterhaltungs- und Medienmarkts aus. Mobile Spiele sind das Segment, in dem am meisten Wachstum erwartet wird", erklärte Vivendi am Donnerstag. Der geplante Aufkauf ist das vorerst letzte Kapitel in einer andauernden Schlacht zwischen Vivendi und zwei Pariser Videospiel-Konzernen. Seit Oktober hat Vivendi stetig Aktien an Ubisoft erworben, die für Spiele wie Assassin's Creed weltbekannt sind. Auch in Gameloft, die als kleinere Firma Erfolge mit mobilen Spielen feiert, investierte Vivendi kräftig. Doch die Guillemot-Familie, die immer noch Anteile an beiden Videospiel-Firmen hält, meint, dass Vivendi von diesem Geschäft überhaupt nichts verstehe.
Angeblich keine Synergien zwischen Vivendi und Ubisoft
Diese Woche verkündete Ubisoft, an der Vivendi inzwischen 15 Prozent besitzt, einen Drei-Jahres-Wachstumsplan, um unabhängig zu bleiben. Ubisoft versucht zugleich seine Investoren von der eigenen "Stand-alone-Strategie" zu begeistern. Es gebe keine Synergien mit Vivendi und eine Übernahme sei schlecht für die eigene Firma. Er sehe keine klare Antwort darauf, welche Vorteile Vivendi Ubisoft bringen würde, argumentierte Ubisoft-Finanzchef Alain Martinez.
Die von Chairman Vincent Bollore geführte Vivendi hat jüngst Minderheitsanteile an mehreren Unternehmen übernommen. Der Grund: Der Konzern sitzt auf einem Bargeldberg von 6,4 Milliarden Euro. Zu den Investments zählt eine Beteiligung von mehr als 20 Prozent an der Telecom Italia. Offenbar will Vivendi ein Medienimperium mit Schwerpunkt in Südeuropa aufbauen.
Schlüssel zu Vivendis Plänen ist Canal Plus
Ein Schlüssel zu Vivendis Langfristplänen ist Canal Plus, die gebeutelte Bezahl-TV-Sparte des Medienkonzerns, die nahezu die Hälfte zu den Umsätzen beisteuert. Canal Plus ist nach Angaben von Vivendi dabei, exklusiver Vertreiber von beIN Sports in Frankreich zu werden. Canal Plus kann dadurch sein maues Repertoire an Sportübertragungsrechten aufpeppen. BeIN Sports aus Katar stieg im Jahr 2012 in den französischen Markt ein. Das Unternehmen gab Millionen von Euro für Sportrechte wie die Champions League und die Fußball-Weltmeisterschaft aus. Der Sender gewann rasend schnell 2,5 Millionen Vertragskunden und wurde zu einem ernstzunehmenden Gegner für Canal Plus.
Vivendi, zu der auch Universal Music zählt, legte ebenfalls am Donnerstag einen bereinigten Nettogewinn von 196 Millionen Euro für das vierte Quartal vor. Der Umsatz betrug 3,1 Milliarden Euro. Analysten waren von einem bereinigten Nettogewinn von nicht mehr als 168 Millionen Euro ausgegangen. Der Turnaround-Plan für Canal Plus in Frankreich könne im Jahr 2016 zu "erheblichen Rückgängen" bei den operativen Ergebnissen führen, warnte Vivendi. Doch das Ziel sei sowieso, bis 2018 mit Canal Plus den Break-even zu erreichen.
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February 19, 2016 03:02 ET (08:02 GMT)
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