(neu: Schlusskurse)
FRANKFURT/LONDON (dpa-AFX) - Das Fusionsfieber hat am Dienstag
die Aktionäre von Deutscher Börse
Nach einem Sprung der Deutsche-Börse-Aktie bis auf 83,00 Euro und damit auf den höchsten Stand seit November 2015 bröckelten die Gewinne bis Börsenschluss wieder deutlich ab. Mit plus 3,22 Prozent auf 78,80 Euro ging das Papier im schwachen Gesamtmarkt aus dem Handel. Die Papiere der LSE in London stiegen zugleich um satte 13,71 Prozent auf 2630 Pence.
'EINE ECHTE ÜBERRASCHUNG'
"Die Fusionsgespräche sind ist eine echte Überraschung, vor allem weil beide in bestimmten Geschäftsbereichen eine beträchtliche Marktdominanz in Europa haben", sagte ein Analyst. Eine Zustimmung durch die Wettbewerbskommission der EU sieht der Experte daher als eher unwahrscheinlich an, sofern nicht einige, vor allem die Terminbörsen betreffende Bereiche, ausgliedert würden. Strategisch und unternehmerisch hingegen sei ein Zusammenschluss durchaus sinnvoll.
Das wird auch allgemein am Markt so beurteilt. Ein Händler gab jedoch zu bedenken, dass bisher alle größeren Fusionspläne der Deutschen Börse misslangen. In den Jahren 2000 und 2005 scheiterten bereits zwei Anläufe, die LSE zu übernehmen. 2006 missglückte die Fusion mit der von Frankreich dominierten Mehrländer-Börse Euronext. 2012 wurde nach dem Veto der EU die Fusion mit der Nyse abgeblasen.
SORGE VOR GEFAHREN FÜR DEN DEUTSCHEN FINANZPLATZ
Geschäftsführer und Fondsmanager Thilo Müller von MB Fund Advisory kann durchaus den für das Unternehmen wirtschaftlichen Aspekt hinter dem Fusionsplan erkennen. Er sieht aber Gefahren für den Finanzplatz Deutschland. "Wie werden die Machtverhältnissen aussehen und werden der Börsenzugang und die Notierungen so gewährleistet wie bisher", fragte er. Am Ende könnte Frankfurt das angelsächsische Rechtssystem aufgezwungen bekommen.
Zwar könne das Spiel mit den weltweit größten Börsen als fusioniertes Unternehmen leichter werden, doch nötig hat die Deutsche Börse laut Müller diesen Schritt nicht. "Die Deutsche Börse ist stark, und die Ertragslage keineswegs so, dass es eine zwingende Notwendigkeit gibt."/ck/she/enl
ISIN DE0005810055 GB00B0SWJX34
AXC0221 2016-02-23/18:33