Von Manuel Priego-Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Anleger bleiben am Freitagmittag in Kauflaune, auch wenn die Indizes etwas von ihren Tageshochs zurückkommen. "Die Risikobereitschaft der Investoren steigt mit dem Blick auf das G20-Treffen", sagt ein Aktienhändler. Die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer der Welt treffen sich in Schanghai, um die aktuelle Verfassung der Weltwirtschaft zu erörtern. Teilnehmer hoffen auf wachstumsfördernde und den Finanzmarkt stabilisierende Maßnahmen. Der DAX gewinnt 1,6 Prozent auf 9.480 Punkte, nach einem Tageshoch bei 9.577 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 legt um 1,5 Prozent auf 2.920 Punkte zu.
Zu viele Hoffnungen sollten sich die Börsianer allerdings nicht machen. Finanzminister Wolfgang Schäuble hat bereits fiskalpolitische Maßnahmen zur Stimulierung der Weltwirtschaft abgelehnt. Die Citigroup erwartet nicht den großen Wurf beim G20-Treffen. Der Vielzahl der Probleme stehe eine Vielzahl von Partikularinteressen der Teilnehmer gegenüber. Immerhin glauben die Analysten, dass es den Politikern gelingen wird, den Risikoappetit der Anleger etwas zu stärken. Dies werde aber kaum nicht für eine größere Rally an den Finanzmärkten ausreichen.
Beruhigende Worte aus China
Beruhigenden Worte lieferte am Morgen Zhou Xiaochuan, Gouverneur der chinesischen Notenbank. Er sieht keinen Grund für eine fortgesetzte Abwertung des Yuan und spricht zudem von einer weiter starken Konjunktur in seinem Land. Zudem betont er, dass die Notenbank noch über Spielraum für weitere geldpolitische Maßnahmen verfüge. Am Markt wurde das als Hinweis auf eine mögliche weitere Zinssenkung verstanden, heißt es.
Stützend wirkt auch der weiter zulegenden Ölpreise. Die Preise klettern am Freitag auf die höchsten Stände seit Anfang Januar. Bereits seit drei Tagen steigen die Preise in der Hoffnung, dass sich wichtige Förderländer auf eine Förderhöchstgrenze verständigen. Die rohstoffnahen Aktien stellen damit die Hauptgewinner: Für den Index geht es um 2,9 Prozent nach oben, Öl- und Gastitel steigen im Schnitt um 2,8 Prozent.
Allerdings gibt es auch schon wieder vorsichtigere Töne am Markt: "Die Luft nach oben ist dünn", sagt ein Aktienhändler. Jüngst gab es verstärkte Abgabebereitschaft im Bereich zwischen 9.500 bis 9.600 Punkten im DAX. Diesen Bereich sieht er als Zielzone der aktuellen Aufwärtsbewegung an. "Sollte es kein greifbares Ergebnis aus Schanghai geben, geht es nächste Woche auch wieder nach unten", warnt er.
Der Berichtssaison läuft auf Hochtouren
Im Fokus des Marktes stehen auch zahlreiche Quartalszahlen. Aktien der Erste Group Bank steigen nach den vorläufigen Ergebnissen für 2015 um 0,8 Prozent. Ein Händler verweist zur Begründung für das Kursplus auf deutlich verringerte Abschreibungen auf Not leidende Kredite. Eni verteuern sich nach den Zahlen zum vierten Quartal um 5,6 Prozent. Jefferies hebt vor allem ein starkes Fördergeschäft hervor: "Die Fördermenge von 1,884 Millionen Barrel pro Tag liegt um 6 Prozent über der Konsensschätzung".
Royal Bank of Scotland (RBS) brechen um 8,2 Prozent ein, allerdings ohne andere Bankentitel der Branche zu belasten. Der Sektor notiert 1,5 Prozent höher. Die RBS hat ihren achten Jahresverlust in Folge veröffentlicht und die Aussicht auf Dividendenzahlungen weiter in die Zukunft verschoben. "Das ist wirklich enttäuschend", kommentieren die Analysten von Shore Capital.
Positiv überrascht hat BASF, die Aktie steigt mit 2,6 Prozent stärker als der DAX. Das Unternehmen zeigt sich weniger konjunkturskeptisch als vom Markt erwartet. "Der Gewinnausblick ist zumindest besser als befürchtet", so ein Händler. Statt eines am Markt erwarteten deutlichen Rückgangs des EBIT vor Sondereffekten soll diese Kennziffer laut BASF 2016 im Vergleich zum Vorjahr nur leicht zurückgehen.
Besser als erwartet sind die Geschäftszahlen bei Rheinmetall ausgefallen. Die Aktien des Autozulieferers und Rüstungskonzerns steigen um 3,8 Prozent. Auch Elringklinger konnte mit einem Umsatzwachstum überzeugen, die Aktie legt um 8,6 Prozent zu. SGL Carbon brechen indes um 9,2 Prozent ein, nachdem im Rahmen der Jahreszahlen eine Sonderabschreibung vorgenommen wurde. Dies führt 2015 zu einem deutlichen Jahresverlust.
Salzgitter steigen um 1 Prozent, auch wenn die neue Jahresprognose nicht so gut ankommt. Sie geht nur von einer stabilen Umsatzentwicklung aus. Henkel können dem DAX nach den Geschäftszahlen vom Vortag nicht folgen und verlieren 1,7 Prozent auf 93,63 Euro. Hier belasten negative Analystenkommentare: Unter anderem hat HSBC die Kauf-Empfehlung zurückgezogen und empfiehlt nur noch ein "Halten". Zudem hat Exane BNP das Kursziel von 108 auf 100 Euro abgesenkt.
Der Druck auf die EZB steigt
Der Euro gerät nach frischen Preisdaten unter Druck und wertet auf 1,1020 Dollar ab. Die Inflationsdaten aus Spanien und Frankreich, aber auch aus den deutschen Bundesländern machen deutlich, dass das Ziel einer Inflationsrate nahe 2 Prozent für die Europäische Zentralbank (EZB) in immer weitere Ferne rückt. "Die EZB hat bislang zu optimistische Prognosen, was die Inflationsentwicklung betrifft", heißt es im Handel. Damit nehme der Druck zu, dass die EZB auf der März-Sitzung ein größeres Maßnahmenpaket anschiebt, als bisher erwartet.
=== INDEX Stand +-% EuroStoxx50 2.920,39 +1,49% Stoxx50 2.771,62 +1,24% DAX 9.480,06 +1,59% FTSE 6.072,34 +0,99% CAC 4.310,15 +1,45% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 166,05 -7 DEVISEN zuletzt +/- % Fr. 8.36 Uhr Do, 17.12 Uhr EUR/USD 1,1025 -0,29% 1,1057 1,1038 EUR/JPY 124,35 -0,32% 124,74 124,31 EUR/CHF 1,0927 -0,03% 1,0931 1,0917 GBP/EUR 1,2657 0,05% 1,2651 1,2634 USD/JPY 112,79 -0,01% 112,81 112,62 GBP/USD 1,3955 -0,24% 1,3989 1,3944 ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD WTI/Nymex 33,40 31,48 1,00 0,33 Brent/ICE 35,85 35,29 1,59 0,56 METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD Gold (Spot) 1.236,01 1.231,10 +0,4% +4,91 Silber (Spot) 15,13 15,15 -0,2% -0,03 Platin (Spot) 924,50 925,00 -0,1% -0,50 Kupfer-Future 2,11 2,07 +2,1% +0,04 ===
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February 26, 2016 07:15 ET (12:15 GMT)
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