Von Andreas Plecko
FRANKFURT (Dow Jones)--Im Sog des Ölpreisverfalls ist die Inflation in der Eurozone erstmals seit September 2015 wieder in den Minusbereich gesunken. Im Februar ging die jährliche Inflationsrate auf minus 0,2 Prozent zurück, wie die Statistikbehörde Eurostat in einer ersten Schätzung mitteilte. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten mit einer Rate von null gerechnet. Im Januar waren die Lebenshaltungskosten noch mit einer Jahresrate von 0,3 Prozent gestiegen.
Die sogenannte Kernteuerung, die besonders volatile Preise ausspart, ließ ebenfalls spürbar nach. Die Kernrate (ohne die Preise von Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak) sank von 1,0 auf 0,7 Prozent. Ökonomen hatten eine Rate von 0,9 Prozent erwartet.
Der Preisverfall bei Energie beschleunigte sich: Im Februar gaben die Preise auf Jahressicht um 8,0 Prozent nach. Im Januar hatte der Rückgang nur 5,4 Prozent betragen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) peilt als idealen Wert für die Inflation mittelfristig eine Rate von knapp unter 2 Prozent an, die sie aber seit längerer Zeit verfehlt. Weil der Leitzins schon fast null beträgt, kauft die EZB monatlich Anleihen für rund 60 Milliarden Euro.
Präsident Mario Draghi hat angedeutet, dass die EZB bei der Sitzung am 10. März nachlegen und zum Beispiel das Kaufprogramm ausweiten oder den Einlagenzins noch tiefer unter null drücken könnte. Für das Gesamtjahr 2016 hat die Notenbank noch im Dezember eine Inflationsrate von 1,0 Prozent veranschlagt. Diese Prognose wackelt inzwischen stark. Wird sie im März kassiert, würde dies Befürwortern einer noch lockereren Geldpolitik weitere Argumente liefern.
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February 29, 2016 05:00 ET (10:00 GMT)
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