Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Börsen gaben die Kurse am Dienstag überwiegend nach. Der DAX verlor 0,6 Prozent auf 9.934 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 fiel etwas stärker um 0,8 Prozent. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen: "Einerseits lochen Marktteilnehmer die Gewinne nach der jüngsten DAX-Rally um 1.300 Punkte ein", sagte eine Marktteilnehmerin. Andererseits wollten sie sehen, ob der DAX die 10.000er Marke nachhaltig überwinden könne. Möglicherweise hole der Index derzeit einfach Luft für einen weiteren Anlauf, nachdem er zum Wochenauftakt erst einmal an der 10.000 gescheitert war.
Generell waren die Anleger vor der Sitzung der US-Notenbank (Fed) vorsichtig. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung auf der aktuellen Sitzung wird am Markt derzeit gerade einmal mit 4 Prozent eingepreist. Viel spannender für den Markt wird der Ausblick werden. Nach zuletzt besseren Wirtschaftsdaten könnte die US-Notenbank die Zinserhöhungsfantasie wieder beflügeln. Auch der seit der Sitzung der Europäischen Zentralbank deutlich gestiegene Euro könnte der Fed in die Hände spielen. Denn ein zu starker Dollar wäre ein Hindernis für Zinserhöhungen. Nun hat der Dollar aber auch gegen den Euro nachgegeben, wie zuvor schon gegen den Yen. Am Dienstag handelte der Euro stabil bei gut 1,11 Dollar.
Rohstoff-Aktien werden verkauft
Gedrückt wurde die Stimmung schon seit dem frühen Geschäft auch von schwachen Vorlagen aus Asien. Die chinesische Notenbank hatte den Yuan am Morgen um 0,26 Prozent abgewertet, das ist das niedrigste Fixing seit zwei Monaten. Die Währungshüter der Bank of Japan haben zwar wie erwartet die Geldpolitik bestätigt, allerdings keinerlei zusätzliche Indikationen über weitere Lockerungsmaßnahmen geliefert. Gleichwohl zeigen sie sich beim wirtschaftlichen Ausblick vorsichtiger. Der Yen hat mit weiteren Aufschlägen auf die geldpolitische Entscheidung der japanischen Notenbank (BoJ) reagiert - in der Regel ein negatives Zeichen für die Aktienmärkte.
"Insgesamt hat man den Eindruck, dass die durch die neuen Lockerungsmaßnahmen der EZB ausgelöste Erholungsrally an den Börsen erst einmal ausgelaufen ist", sagte ein Händler. Unter Druck standen in Europa vor allem die zuletzt kräftig erholten Rohstoff-Werte, deren europäischer Stoxx-Branchenindex 4,8 Prozent abgab. Anglo American brachen um fast 11 Prozent ein, Glencore um knapp 5 und BHP um knapp 7 Prozent. Einige Analysten hatten in den vergangenen Tagen bereits mehrfach gewarnt, dass eine Korrektur bei Rohstoffpreisen nach der Rally überfällig sei. Die Aktie des Minenbetreibers Antofagasta verlor nach enttäuschenden Geschäftszahlen 4,5 Prozent. Antofagasta hat die Dividende gestrichen. Leicht negativ wurde auch der weitere Rückgang der Ölpreise gewertet, sie fielen um etwa 3 Prozent. Der Index der Ölwerte gab um 1,8 Prozent nach.
Neues Ungemach für VW
Die zuletzt gesuchten Banken waren ebenfalls einer der Verlierer in Europa - ihr Branchenindex fiel um 1,9 Prozent.
Im DAX gaben VW um 2,2 Prozent nach. Die Aktie litt laut Händlern unter der beim Landgericht Braunschweig eingereichten Klage der TISAB Rechtsanwaltsgesellschaft. TISAB vertritt 278 institutionelle Kläger. Die Klageforderung beläuft sich auf rund 3,3 Milliarden Euro. Gegenstand der Klage sind angeblich verschiedene kapitalmarktrechtliche Pflichtverletzungen von VW im Zeitraum vom 6. Juni 2008 bis 18. September 2015.
Auf der Verliererseite ganz oben standen RWE mit einem Minus von 3,1 Prozent und Eon, die um 2,1 Prozent fielen. Damit konnten sie nicht von dem Beginn des Prozesses vor dem Bundesverfassungsgericht profitieren. Die Energieversorger Eon, RWE und Vattenfall sehen in dem im Juli 2011 beschlossenen zweiten Atomausstiegsgesetz eine Enteignung und fordern einen grundsätzlichen Anspruch auf Entschädigungen in Milliardenhöhe.
Linde fielen um 2,8 Prozent. Bernstein hat Linde auf "Underperform" nach "Marketperform" gesenkt. Auch BASF haben die Analysten abgestuft, ihr Votum lautet nun "Marketperform" nach "Outperform", die Aktie verlor 0,8 Prozent.
MDAX und TecDAX gaben ähnlich stark nach wie der DAX. Im SDAX stiegen Sixt um 3,3 Prozent. Die Zahlen für das vergangene Jahr wurden positiv aufgenommen, Sixt hat nun neben einer Dividendenerhöhung um 25 Prozent noch ein Aktienrückkaufprogramm angekündigt.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.067,21 -24,77 -0,8% -6,1% Stoxx-50 2.848,26 -32,55 -1,1% -8,1% Stoxx-600 340,86 -3,80 -1,1% -6,8% XETRA-DAX 9.933,85 -56,41 -0,6% -7,5% FTSE-100 London 6.139,97 -34,60 -0,6% -1,6% CAC-40 Paris 4.472,63 -33,96 -0,8% -3,5% AEX Amsterdam 442,00 -2,08 -0,5% +0,0% ATHEX-20 Athen 159,01 +4,41 +2,9% -13,3% BEL-20 Bruessel 3.419,61 -27,26 -0,8% -7,6% OMXH-25 Helsinki 3.207,31 -31,55 -1,0% -4,5% ISE NAT. 30 Istanbul 97.267,00 -1436,02 -1,5% +8,8% OMXC-20 Kopenhagen 974,01 -13,58 -1,4% -4,0% PSI 20 Lissabon 5.080,87 -77,68 -1,5% -5,8% IBEX-35 Madrid 8.988,30 -154,40 -1,7% -5,8% FTSE-MIB Mailand 18.765,37 -216,40 -1,1% -12,4% RTS Moskau 821,64 -8,90 -1,1% +8,5% OBX Oslo 523,88 -6,49 -1,2% -2,8% PX-GLOB Prag 1.180,16 -6,06 -0,5% -4,9% OMXS-30 Stockholm 1.403,95 -20,24 -1,4% -3,0% WIG-20 Warschau 1.906,08 -7,75 -0,4% +2,5% ATX Wien 2.298,69 -24,84 -1,1% -4,1% SMI Zuerich 7.953,93 -64,43 -0,8% -9,8% DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.14 Uhr Mo, 17.24 Uhr +/- % YTD EUR/USD 1,1095 +0,03% 1,1093 1,1116 +2,2% EUR/JPY 125,35 -0,29% 125,71 126,25 -1,7% EUR/CHF 1,0954 -0,07% 1,0962 1,0948 +0,7% GBP/EUR 1,2748 -0,84% 1,2856 1,2891 -6,1% USD/JPY 112,97 -0,32% 113,34 113,61 -3,8% GBP/USD 1,4148 -0,77% 1,4259 1,4324 -4,1% ===
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March 15, 2016 12:57 ET (16:57 GMT)
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