Die Welt kommt aus der geldpolitischen Rettungsnummer nicht mehr heraus. Das muss sich mittlerweile auch die US-Notenbank eingestehen, die verbal das Auslaufen der Zinswende eingeleitet hat. Insgesamt ist die Rückkehr zur geldpolitischen Normalität verbaut, um Systemkrisen an den Finanzmärkten zu verhindern. In dieser Disziplin sind die Notenbanken in der Tat allmächtig. Weitgehend wirkungslos, geradezu ohnmächtig ist z.B. die EZB jedoch bei der Stimulierung von Inflation und Wirtschaftswachstum. Daran werden auch immer absurdere Vorschläge wie Helikopter-Geld nichts ändern.
Die Fed lässt ihre Leitzinsen erneut unangetastet. Mit gesenkten Zinsprojektionen für 2016 (0,875 nach zuvor 1,375), für 2017 (1,875 nach zuvor 2,375) und 2018 (3,0 nach 3,25 Prozent) untermauert sie ihren zinspolitischen Rückzug. Ihrer Leitzinserhöhungs-Askese verleiht sie mit gesenkten US-Wachstumsprojektionen für 2016 (2,2 nach zuvor 2,4) und für 2017 (2,1 nach zuvor 2,2 Prozent) zusätzlichen Nachdruck. Und schließlich ist die Lage an dem von der Fed vielbeachteten US-Arbeitsmarkt weniger robust, als die Statistik neu geschaffener Jobs alleine suggeriert. So deutet der von der US-Notenbank veröffentlichte, auf 19 Subindikatoren basierende US-Labor Market Conditions Index seit Jahresbeginn auf eine Verschlechterung der Arbeitsmarktbedingungen hin.
Zudem verweist Fed-Chefin Yellen darauf, dass die seit Oktober 2015 im Trend ansteigende Inflationsrate "nicht zu optimistisch interpretiert werden dürfe". Mit der Senkung ihrer Inflationsprognosen für 2016 auf 1,2 nach zuvor 1,6 Prozent setzt die Fed ein klares Signal, dass die USA kein Inflationsproblem hat, auch nicht auf der Erwartungsebene. Vor diesem Hintergrund ist ein Ende der Zinswende eingeleitet, auch wenn Frau Yellen dies aus Glaubwürdigkeitsgründen noch nicht aussprechen kann.
Der Blick der Fed geht weit über den nationalen Tellerrand hinaus
Eine eigenständige Geld- und Zinspolitik der Fed aufgrund der finanz- und realwirtschaftlichen Globalisierung ist der US-Notenbank ohnehin längst nicht mehr möglich. Ihr ist das Risiko sehr bewusst, dass Leitzinsanhebungen Kapitalströme aus den Schwellenländern in die USA in Gang setzen. An Attraktivität gewinnende US-Zinsanlagen bei gleichzeitigen Währungsgewinnen konkurrieren mit unsicheren Investitionsbedingungen in China und Lateinamerika. Käme es dort zu Investitionsausfällen, hätte die Fed nicht zuletzt auch der Weltwirtschaft einen schlechten Dienst erwiesen. Dieser Verantwortung ist sich Frau Yellen sehr bewusst. Sie ist die Schutzheilige der Schwellenländer. Denn angesichts ihrer hohen US-Dollar-Verschuldung kommt ihnen die Dollar-Abschwächung - über die Leitzinsentspannung - bzw. ihre Währungsaufwertung sehr zugute. Die Staatshaushalte werden so auf der Kostenseite entlastet.
Die zurückhaltende Zinsrhetorik der Fed verfehlt ihre Wirkung auch nicht bei Rohstoffen. Die Umkehrung der Dollar-Aufwertung hat zur Erholung der Rohstoffpreise beigetragen, die sich aus Gründen der Absicherung grundsätzlich entgegengesetzt zum US-Dollar entwickeln. So können sich die Staatshaushalte der Rohstoffländer auf der Einnahmenseite entspannen.
Die Bank of Japan hat sich für eine andere konjunkturelle Stoßrichtung entschieden