Betrachtet man die Entwicklung der hiesigen Aktienmärkte seit Wochenbeginn, könnte man fast den Eindruck gewinnen, es handele sich um eine vorgezogene Party. Dabei soll es, dem Volksmund nach, Unglück bringen, wenn man jemandem zu früh zu seinem Geburtstag gratuliert oder die Champagnerkorken vorzeitig knallen lässt. Zugegeben: Die Anspannung vor dem Referendum in Großbritannien über dessen möglichen Austritt aus der EU am morgigen Donnerstag scheint sich etwas gelegt zu haben. Derzeit haben die Gegner eines solchen Brexit die Oberhand gewonnen - im ungünstigsten Fall liegen sie, so die jüngste Berechnung der übergeordneten Umfrage der Financial Times ("Poll of Polls"), nur marginal hinter den Befürwortern.
Es gibt nicht wenige, die diesen Stimmungswechsel mit der Ermordung der britischen Abgeordneten Jo Cox in der vergangenen Woche in Verbindung bringen. Und es würde auch mich nicht wundern, wenn dieses schreckliche Ereignis zumindest auf bislang unentschiedene Wähler einen Einfluss in größerem Ausmaß gehabt hätte. So hatte ich bereits in einem anderen Beitrag (HIER) darauf hingewiesen, dass die meisten Entscheider mit dem Referendum zumindest insofern überfordert sind, als wohl kaum jemand von ihnen in der Lage sein dürfte, sämtliche etwaige Folgen seines Votums aus allen Blickwinkeln und auch mit allen Konsequenzen zu überblicken. Um diesen schwierigen Entscheidungsweg abzukürzen, bedienen sich die meisten Menschen so genannter Heuristiken. Faustregeln, die im richtigen Kontext durchaus hilfreich sein können, weil sie die Komplexität schwer überschaubarer Sachverhalte verringern und so zu schnellen Ergebnissen führen können. Häufig kommt es aber auch zu ungenauen und verzerrten Einschätzungen, besonders bei ökonomischen und politischen Sachverhalten
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