Mainz (ots) - Erinnert sich noch jemand an die Zeiten, als der "Wind of Change" besungen und das "Ende der Geschichte" verkündet wurde? Ja. Und das ist gut so. Denn: So naiv (oder auch übermütig) manches aus der gerade einmal 25 Jahre zurückliegenden Wendezeit anmuten mag, so sehr kann es vielleicht heute helfen, sich an diese Epoche zu erinnern. Zum einen war der Geist des Nationalismus noch längst nicht aus den zahlreichen Flaschen herausgekommen, aus denen er heute leider entwichen ist. Zum anderen gab es schlicht und ergreifend noch viele Gesprächsebenen, die es heute nicht mehr gibt. Dies sollte die Nato bedenken, wenn sie sich auf ihrem Gipfel wieder einmal neu zu justieren versucht. Vor allem in Richtung Russland. Moskau hat sich unter Putin in vielerlei Hinsicht als höchst problematischer Nachbar erwiesen. Der Krieg in der Ukraine und die auf vielen Ebenen gezielt demokratiezersetzend wirkenden Propaganda-Attacken des geschulten Psycho-Kriegers im Kreml sind nicht hinnehmbare Entwicklungen. Und dennoch darf Russland am Ende nicht über Gebühr gedemütigt werden. Stärke ja, Entschiedenheit auch, aber kein krawalliger Übermut - erst recht nicht, wenn er auch noch die letzten Brücken verbaut. Das muss die Devise des Gipfels sein. Denn: Es gibt leider reichlich viele Themen, die sich nur gemeinsam lösen lassen. Terror und Islamismus sind nur die vordergründigsten. Den "Wind of Change" wird es so schnell nicht mehr geben, das ist vermutlich auch gut so. Aber so etwas wie einen "Wind of Reason" - Signale der Vernunft - könnte die Welt aktuell gut gebrauchen. Nicht zuletzt mit Blick auf die amerikanische Präsidentschaftswahl.
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