Mario Draghi philosophierte im Juni: Die Zinsen müssen heute niedrig sein, damit sie morgen wieder höher stehen können. Wer's glaubt…
Draghis Aussage macht rein theoretisch Sinn. Das setzt allerdings eine ganze Reihe an Entwicklungen voraus, die heute absolut nicht absehbar sind. Zu diesen Entwicklungen gehört allen voran eine Gesundung des Arbeitsmarktes in Europa.
Der Arbeitsmarkt hat sich in einigen Ländern von der Krise gut erholt. In Deutschland etwa wird die niedrigsten Arbeitslosenquote seit Jahrzehnten ausgewiesen. Das hilft der Inflationsrate allerdings nicht. Es reicht eben nicht, wenn ein Land eine gesunde Wirtschaft hat. Die Inflation kann nur steigen, wenn die Nachfrage hoch genug ist und das Angebot überwiegt.
Die meisten Güter werden nicht mehr in einem Land selbst hergestellt. Viele Güter werden importiert bzw. viele Vorleistungsgüter werden im Ausland hergestellt. Bleiben deren Preise niedrig, dann reicht eine höhere Nachfrage in Deutschland nicht, um die Inflation insgesamt anzuheben.
In einer stark vernetzten und globalisierten Welt muss schon die weltweite Nachfrage anziehen, um Preise nennenswert zu bewegen. Das ist auf absehbare Zeit so gut wie ausgeschlossen. Die Arbeitslosigkeit in der Eurozone und der EU ist nach wie vor hoch. Ein Nachfrageschub ist nicht zu erwarten.
In anderen Regionen der Welt sieht es nicht anders aus. In Japan stagniert der Konsum unterm Strich seit Jahren. In China sind die Überkapazitäten so hoch, dass es viele Jahre dauern wird, bis sie abgebaut sind. Südamerika arbeitet sich noch aus einer tiefen Krise heraus. Insbesondere Brasilien bietet derzeit keine Unterstützung für die globale Nachfrage.
Den vollständigen Artikel lesen ...