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Dow Jones News
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Verhandlungen zwischen VW und Zulieferern ziehen sich hin

Von Hendrik Varnholt

FRANKFURT (Dow Jones)--Volkswagen und die beiden Zulieferer Car Trim sowie ES Automobilguss streiten noch immer über die Lieferung von Sitzbezügen und Getriebegehäusen. Die am Montagmittag begonnenen Verhandlungen zwischen dem Autokonzern und den beiden Unternehmen der Zulieferergruppe Prevent dauerten am Montagnachmittag gegen 17.30 Uhr noch an, wie Dow Jones Newswires von zwei darüber informierten Personen erfuhr. Weil Car Trim und ES Automobilguss ihre Lieferungen an Volkswagen eingestellt haben, ruht bei dem Autohersteller seit dem heutigen Montag die Produktion des Modells Golf.

Volkswagen hat seine Mitarbeiter und die Öffentlichkeit darauf vorbereitet, dass die Bänder in Wolfsburg rund eine Woche lang stillstehen. Kommt es nicht zu einer Einigung zwischen Europas größtem Autokonzern und den beiden Zulieferern, droht nach Einschätzung von zwei Brancheninsidern aber ein noch länger andauernder Produktionsstopp. Vor allem die bislang von ES Automobilguss gelieferten Gehäuse des Golf-Differenzialgetriebes seien erst nach aufwändigen Vorbereitungen bei einem anderen Hersteller zu beziehen, sagten die informierten Personen. Es dauere üblicherweise "Monate", die für die Produktion benötigten Teile anzufertigen, berichtete eine der Personen.

Getriebegehäuse werden den Angaben zufolge hergestellt, indem ein Abbild der Teile zunächst in Sand gepresst und der dadurch entstandene Abdruck mit Gusseisen gefüllt wird. Autohersteller stellen an die Form der fertigen Teile in der Regel extreme Genauigkeitsanforderungen. Vor allem die Herstellung des zunächst benötigten Abbilds brauche deshalb Zeit, sagte einer der Insider.

Produktionsstopp dauert länger als angenommen 
 

Auch Volkswagens Bemühungen, die Zulieferer gerichtlich zur Lieferung zu zwingen, dürften erst in mehreren Tagen zu Ergebnissen führen. Der Autokonzern hat beim Landgericht Braunschweig zwar vollstreckbare Entscheidungen gegen Car Trim und ES Automobilguss errungen. Bislang allerdings hat das Gericht den Zulieferern keine Folgen für den Fall angedroht, dass sie die Lieferungen trotz der Beschlüsse weiter zurückhalten.

Volkswagen hat inzwischen beantragt, etwa Ordnungsgeld und Ordnungshaft anzudrohen. Auf die Anträge dürfen die Zulieferer nach Auskunft eines Gerichtssprechers noch Stellungnahmen einreichen. Dafür hätten sie zwar nur drei Tage Zeit. Die Frist beginne aber erst mit Eingang der Anträge bei den Unternehmen, erklärte der Sprecher. Zudem sei nicht vorherzusagen, wie schnell das Gericht anschließend über Volkswagens Anträge entscheide.

Der Produktionsstopp in mehreren Volkswagen-Werken betrifft derweil mehr Mitarbeiter und dauert länger als noch am Wochenende von Beobachtern angenommen: Wie der Autokonzern am Montag mitteilte, schränkt das Unternehmen die Arbeit von insgesamt rund 27.700 Beschäftigten in den Werken Wolfsburg, Emden, Zwickau, Kassel, Salzgitter und Braunschweig ein. Am längsten soll der Produktionsstopp nach den bisherigen Plänen in Teilen der Salzgitterer Motorenfertigung dauern, wie Volkswagen weiter mitteilte. Für das Werk rechnet der Autokonzern damit, erst am 31. August zu den üblichen Abläufen zurückzukehren.

Auch unbeteiligte Zulieferer betroffen 
 

Auch viele eigentlich unbeteiligte Zulieferer sind inzwischen von dem Produktionsstopp bei Europas größtem Autokonzern betroffen. Ein Sprecher des Getriebeherstellers ZF sagte, bei dem Unternehmen gingen derzeit weniger Anforderungen etwa von Stoßdämpfern und Radaufhängungen ein. Dies lasse sich bislang über Arbeitszeitkonten ausgleichen. Auch ein Sprecher von Thyssenkrupp sagte: "Wir sehen, dass gewissen Abrufzahlen zurückgehen." Die Folgen des Lieferstopps seien schon heute "beträchtlich", warnte Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik. Das Problem ziehe sich "wie eine Kettenreaktion durch die gesamte Lieferkette".

Am Montag forderte angesichts der Schwierigkeiten auch die deutsche Bundesregierung eine schnelle Beilegung des Streits zwischen Volkswagen und seinen Zulieferern. "Wir gehen davon aus und erwarten auch, dass die beteiligten Unternehmen die ungeklärten Fragen so bald wie möglich lösen können", sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Die Unternehmen hätten "eine hohe Verantwortung, diese Probleme so konstruktiv wie möglich anzugehen". Ein Sprecher des Volkswagen-Betriebsrats forderte die Zulieferer auf, "die Lieferungen schnell wieder aufzunehmen".

Bislang allerdings weisen sich Volkswagen und die Zulieferer gegenseitig die Schuld zu. Während Volkswagen den Lieferstopp für unbegründet erachtet, behaupteten Car Trim und ES Automobilguss schon am Freitag, der Autokonzern nutze "seine dominierende Marktstellung gegenüber der Zulieferindustrie klar aus". Wie eine Person aus dem Umfeld der beiden Unternehmen sagte, geht es bei dem Streit um einen Auftrag im Gesamtwert von rund 500 Millionen Euro. Die eigentlich über mehrere Jahre gestaffelte Order habe Volkswagen plötzlich zurückgezogen. Die Zulieferer forderten deshalb rund 50 Millionen Euro Schadensersatz.

Branchenunübliches Vorgehen 
 

Car Trim, ES Automobilguss und ein Volkswagen-Sprecher äußerten sich dazu nicht. Die Zulieferer hatten in einer Pressemitteilung allerdings schon am Freitag berichtet, ihre Forderungen gegen Volkswagen lägen in der Höhe eines "mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrags".

Trotz des Disputs bezeichneten mehrere Insider der Zulieferbranche das harte Vorgehen der beiden Unternehmen mit Sitz in Sachsen als äußerst ungewöhnlich. Die Unternehmen riskierten ihre Geschäftsbeziehung mit Volkswagen, sagten die Branchenkenner.

Car Trim und ES Automobilguss zählen sich selbst nach früheren Angaben zu der Zulieferergruppe Prevent. Deren in Deutschland als eine Art Steuerungsgesellschaft auftretende Prevent DEV GmbH ist laut Handelsregister im Eigentum der Industriellenfamilie Hastor mit Wurzeln in Bosnien-Herzegowina. Das Unternehmen befand sich in den vergangenen Monaten den Registereinträgen zufolge im Wandel. Im August des vergangenen Jahres gliederten die Eigentümer etwa Teile des Unternehmens aus. Ende Januar dieses Jahres gaben die Brüder Kenan und Damir Hastor die Geschäftsführung der Prevent DEV GmbH ab. Auf Anfragen zu den Veränderungen reagierten die Unternehmen am Montag zunächst nicht.

Die Prevent-Gruppe jedenfalls gibt sich auch abseits der Geschäftsbeziehung mit Volkswagen streitbar: Ein Unternehmen des Konglomerats klage derzeit auf rund 40 Millionen Euro Schadensersatz gegen Daimler, sagte ein Sprecher des Landgerichts Braunschweig am Montag. Der Stuttgarter Autokonzern habe die Abnahme von Teilen abgelehnt. Eine Daimler-Sprecherin sagte, sie könne sich "zu einem laufenden Verfahren nicht äußern". Prevent ließ eine Anfrage zu dem Rechtsstreit zunächst unbeantwortet.

(Mitarbeit: Jenny Busche, Ilka Kopplin und Andreas Kissler)

Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com

DJG/hev/sha

(END) Dow Jones Newswires

August 22, 2016 11:55 ET (15:55 GMT)

Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.

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