FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat ihre Kritik an der extrem lockeren Geldpolitik führender Notenbanken mit einer Warnung vor möglichen Folgen erneuert. "Wir müssen sehr wachsam sein, was potentiellen Stress an den Finanzmärkten betrifft", sagte der Chefvolkswirt der BIZ, Hyun Song Shin, in einem Interview mit der "Börsenzeitung" (Freitagausgabe). Die BIZ ist die Dachorganisation der Notenbanken und wird auch als "Zentralbank der Zentralbanken" bezeichnet.
Seit geraumer Zeit fluten führende Notenbanken wie zum Beispiel die Europäische Zentralbank (EZB) den Markt mit einer beispiellosen Menge an billigem Geld. Ziel der Maßnahmen ist es, die Konjunktur stärker anzukurbeln und die ungewöhnlich schwache Inflation anzuschieben.
Eine Folge der Geldflut sind zum Teil starke Kursgewinne an den Finanzmärkten. Der BIZ-Experte verwies in diesem Zusammenhang auf den jüngsten Boom an den Aktienmärkten, wo die Kurse vor allem in den USA historische Höchststände erreicht haben. Gleichzeitig gebe es eine Kursrallye an den Märkten für Staatsanleihen. "Das alles passt nicht zusammen und die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Signale sind beunruhigend", sagte Shin.
Außerdem zeige sich, dass durch die extrem niedrigen Leitzinsen der Notenbanken der Handlungsspielraum der Geschäftsbanken eingeschränkt werde, sagte Shin und verwies auf bereits bestehende Bilanzprobleme der Geldhäuser. Sollte es vor diesem Hintergrund zu neuen Marktturbulenzen kommen, "dann wäre der Stress im Bankensektor noch mehr zu spüren", warnte der BIZ-Experte.
Mit Blick auf die jüngsten geldpolitischen Entscheidungen führender Notenbanken rund um den Globus stellt sich für Chefvolkswirt Shin folgende Frage: "Sind die Entwicklungen, die wir derzeit teilweise an den Märkten sehen etwas, was am Ende des Tages der Wirtschaft hilft, oder etwas, was langfristige Probleme für die Wirtschaft kreiert?"/jkr/tos/fbr
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