FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank
Die Deutsche Bank ist enorm unter Druck: In den USA droht eine Rekordstrafe von 14 Milliarden Dollar (aktuell knapp 12,5 Mrd Euro) in Vergleichsverhandlungen um Hypothekengeschäfte aus Zeiten vor der Finanzkrise. Das Bekanntwerden der Forderung habe für "viel Unruhe" gesorgt, stellte Cryan fest. "Dabei war von Anfang an klar, dass wir diese Summe nicht zahlen werden." In solchen Verfahren steigen die Ermittler üblicherweise mit höheren Forderungen ein, als sie letztlich beschlossen werden. "Wir gehen davon aus, dass uns das Justizministerium genauso fair behandelt wie die amerikanischen Banken, die sich bereits verglichen haben", bekräftigte Cryan.
AKTIE SEIT LÄNGEREM UNTER DRUCK
Dennoch sind Anleger verunsichert. Die Aktie des deutschen
Branchenprimus hat seit Jahresbeginn mehr als die Hälfte ihres
Wertes eingebüßt, am Dienstag hatte das Papier mit 10,18 Euro einen
neuen Tiefpunkt erreicht. Die Befürchtung ist groß, dass die
Rückstellungen des Dax
Frisches Geld am Markt besorgen will sich Cryan vorerst nicht: "Die Frage einer Kapitalerhöhung stellt sich derzeit nicht." Die Bank erfülle "alle aufsichtsrechtlichen Kapitalanforderungen", betonte Cryan. Die Deutsche Bank habe "weitaus weniger Risiken in den Büchern als früher" und sei "komfortabel mit freier Liquidität ausgestattet".
CRYAN BETONT FORTSCHRITTE
Der Brite, der seit Juli 2015 an der Konzernspitze steht, betonte: "Die Situation ist besser, als sie von außen wahrgenommen wird. Wir haben in den vergangenen Monaten viele Fortschritte dabei erzielt, eine einfachere und bessere Bank zu schaffen." Der Umbau des Konzerns sei auf gutem Weg. Der beschlossene Abbau von 9000 Stellen sei im Plan. "Die Verhandlungen mit den Betriebsräten sind weitgehend abgeschlossen", sagte Cryan. Am geplanten Verkauf der Postbank halte er fest: "Alles ist vorbereitet, wir könnten die Postbank morgen in neue Hände geben - aber dann muss der Preis stimmen. Wir haben Zeit."
Derweil hat die Deutsche Bank einen Käufer für ihre britische Lebensversicherungstochter ABBEY Life gefunden. Für 935 Millionen Pfund (1,1 Mrd Euro) will der britische Versicherer Phoenix Life das Geschäft übernehmen, wie die Deutsche Bank am Mittwoch mitteilte. Der Preis liegt deutlich unter dem bisherigen Buchwert der Tochter und führt deshalb zu einem Vorsteuerverlust von 800 Millionen Euro. Zugleich verbessert das Institut durch den Verkauf seine Eigenkapitalquote um 0,1 Prozentpunkte. Dem Geschäft müssen noch mehrere Aufsichtsbehörden zustimmen.
IFO-PRÄSIDENT
Ifo-Präsident Clemens Fuest sieht die Probleme der großen
deutschen Banken mit Sorge. "Insgesamt ist das deutsche Bankensystem
solide, weil es der heimischen Wirtschaft gut geht", sagte Fuest der
"Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch). "Aber die Ertragskraft der
deutschen Banken ist gering, und die Niedrigzinsen reduzieren die
Gewinne der Banken zusätzlich. Wenn diese Situation anhält, steigen
die Risiken einer Krise." Auch die deutsche Nummer zwei hat zu
kämpfen: Bei der Commerzbank
Linken-Chef Bernd Riexinger forderte, die Deutsche Bank unter öffentliche Kontrolle zu stellen. "Die Deutsche Bank hat sich zu Boden gewirtschaftet", sagte Riexinger der Deutschen Presse-Agentur. Die Deutsche Bank müsse unter demokratische Kontrolle gestellt und auf einen öffentlichen Auftrag festgelegt werden. "Statt erneut Milliarden Steuergelder zu verbrennen, muss das Finanzgeschäft auf eine solide Basis gebracht werden", sagte Riexinger./ben/enl/he/bw/DP/stb
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