
BERLIN (dpa-AFX) - Besorgte Dax
Die Folgen der Niedrigzinsen und die immer strengeren Regeln der Aufsichtsbehörden lasten schwer auf den Geschäften der Deutschen Bank. Auslöser für die große Nervosität der vergangenen Tage ist die Drohung der US-Justiz, der Bank für Vergehen mit Hypothekenpapieren eine Strafe von 14 Milliarden US-Dollar aufzubrummen. Am Freitag war der Aktienkurs erstmals unter die Marke von 10 Euro gesunken. Hintergrund waren Berichte, einige Hedgefonds in den USA hätten Geschäfte mit der Bank zurückgefahren und Geldbestände aus dem Handelsbereich des Instituts abgezogen. Bis Börsenschluss hatten sich die Papieren aber wieder deutlich erholt.
Der Präsident der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld, wollte die schwierige Lage der Deutschen Bank nicht kommentieren. Er sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" aber: "Ich warne davor, sich in eine Art Abwärtsspirale der negativen Wahrnehmung hineintreiben zu lassen. Nicht jede nervöse Marktreaktion ist durch objektive Fakten gedeckt." Richtig sei, dass es für jede große Bank Sanierungs- und Abwicklungspläne gebe.
Hufeld sorgt sich um die Branche. "Die niedrigen Zinsen fressen sich wie ein schleichendes Gift in die Bankbilanzen hinein", sagte er der Zeitung. Auf diese Bedrohung müssten die Institute schnell reagieren. "Man wird um schmerzhafte Einschnitte nicht herumkommen." Er erwarte, dass es auf dem deutschen Bankenmarkt in Zukunft vermehrt zu Fusionen kommen werde - vor allem zwischen kleineren Instituten der Genossenschaftsbanken und Sparkassen.
In der Union wächst indes nach den jüngsten Milliardenstrafen gegen Unternehmen in Europa und den USA einem Bericht der "Welt am Sonntag" zufolge die Sorge vor einem transatlantischen Wirtschaftsstreit. "Was wir derzeit erleben, hat wirtschaftskriegsähnliche Züge", sagte der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bundestag, Peter Ramsauer (CSU), der Zeitung. Die Schadensersatzforderungen gegen die Deutsche Bank bezeichnete er als "erpresserisch".
Die Gesamtsumme der Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten lag bei der Deutschen Bank zuletzt bei rund 5,5 Milliarden Euro. Neben dem Streit mit der US-Justiz sind Ermittlungen wegen möglicher Geldwäsche in Russland das größte bekannte Verfahren.
In Italien muss sich die Bank nun als Mitangeklagte vor Gericht verantworten. Es geht um mutmaßliche Unregelmäßigkeiten bei der italienischen Problembank Monte dei Paschi di Siena (MPS). Das Verfahren soll am 15. Dezember beginnen, meldete die Nachrichtenagentur Ansa. "Wir werden uns vor Gericht dazu äußern und nehmen heute keine Stellung dazu", sagte ein Sprecher der Deutschen Bank am Sonntag.
Ärger gab es am Wochenende auch für einige Kunden der Deutschen Bank. Sie hatten kurzzeitig mit einer Störung auf ihren Konten zu kämpfen. Es habe vorübergehend in sehr begrenztem Maße ein IT-Problem gegeben, das kurzfristig behoben worden sei, sagte der Sprecher. Zuvor hatte das "Handelsblatt" darüber berichtet. Es sei aber nur eine begrenzte Zahl von Kunden betroffen gewesen, betonte der Sprecher. Es war die dritte IT-Panne bei der Deutschen Bank innerhalb weniger Monate./sba/DP/he
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