Passend zum Beginn der dunklen Jahreszeit sieht man sie wieder galoppieren, die apokalyptischen Aktien-Reiter. Sicherlich gibt es viele Risiken, die für deutliche Aktienkonsolidierungen sprechen: Die US-Präsidentenwahl, der holprige Umbau der chinesischen Volkswirtschaft, die ohnehin verhaltene Weltkonjunktur, schwache Unternehmensgewinne, die Konsequenzen des Brexit, protektionistische Abschottungsmaßnahmen, eine mögliche neue Bankenkrise und schließlich auch die Gefahr, dass die Liquiditätshausse durch eine restriktivere Geldpolitik an Dynamik verliert, stellen durchaus ernstzunehmende Gefahren dar. Wie viel Unsicherheit droht den Anleihe- und Aktienmärkten?
Wie viel Sorgen muss man sich um China machen?
Chinas Außenhandel befindet sich in Moll-Stimmung: Zuletzt signalisierten die letzten Daten zum Ex- und Import, dass Chinas postuliertes Wachstum von mindestens 6,5 Prozent ein kommunistisches Märchen ohne Happy End ist. Und da Chinas Wachstum mit Wohl und Wehe der Weltwirtschaft gleichgesetzt wird, werden insbesondere die Aktienbörsen von exportorientierten Ländern wie Deutschland gedrückt.
Insbesondere die schwache internationale Nachfrage belastet Chinas Handel. Erschwerend kommen hausgemachte Handicaps dazu. Die chinesischen Exportunternehmen sehen sich steigender Konkurrenz ausgesetzt. Da die chinesischen Löhne mittlerweile deutlich angestiegen sind, verlagern internationale Konzern ihre Produktion immer mehr nach Südostasien und Indien sowie sogar nach Afrika aus. Die Diskrepanz zwischen der stabilen Stimmung in der chinesischen Exportindustrie und der tatsächlichen Entwicklung von Chinas Exporten zeigt durchaus eine gewisse Neigung Pekings, Dinge zu schönen.
Selbst der Immobilienboom machte sich negativ bemerkbar. In der Hoffnung auf weiter steigende Preise wurden massiv Finanzmittel aus der Produktion in den Häusermarkt verlagert. Der volkswirtschaftliche Rationalisierungsprozess und damit die Attraktivität von Fertigungen in China wurden insofern eingeschränkt. Ausgerechnet der Außenhandel jedoch sollte aber die Finanzmittel generieren, um den Umbau der Volkswirtschaft als Produktionsstandort der Welt hin zu einer technologisch konkurrenzfähigen Industrienation mit stabilem Konsum und Dienstleistungen zu schaffen.
China hat verstanden, diesen Umbauprozess mit fiskalpolitischen Maßnahmen zu beschleunigen. Mit vermehrten staatlichen Investitionen in die Infrastruktur will man der Schrumpfung im Verarbeitenden Gewerbe entgegenwirken.
Zu transformatorischen Reibungsverlusten wird es dennoch ohne Zweifel kommen. Neben einer Immobilienblase und dramatischen Überkapazitäten in der Produktion ist insbesondere die massive Überschuldung ein ernstzunehmender Schwachpunkt. Chinas Banken sind mit dramatischen Beständen an notleidenden Krediten belastet. US-Ratingagenturen sprechen von einem Kapitalbedarf von über einer Billion US-Dollar.
Diese wirtschaftlichen Anpassungsprobleme hat zwar jedes Land durchlaufen müssen, dass den Status Schwellenland gegen Industrieland eintauschte. Aber in China als einem weltwirtschaftlichen Supertanker wird eine neue Konjunktur-Doktrin deutlich mehr Anstrengungen erfordern.
An dieser Stelle kommt die Geldpolitik Chinas ins Spiel. Sie wird mit günstigen Zinsen, einer dramatischen Liquiditätsausweitung und dem umfangreichen Aufkauf schlechter Kreditqualitäten die Risiken glätten müssen. Die Handelspartner Chinas werden sich über so eine grundsätzlich instabile Politik nicht grämen. Denn Fed, Bank of Japan und EZB haben auch keine andere Geldpolitik betrieben. Jedem (Export-)Land ist das wirtschaftliche Hemd näher als der stabilitätspolitisch einwandfreie Rock.
Großbritannien auf dem Weg zum economic power house
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