NEW YORK (Dow Jones)--Nach den knappen Vortagesgewinnen könnte es am Donnerstag an der Wall Street leicht bergab gehen. Doch scheint das Abwärtspotenzial begrenzt zu sein, der Aktienterminmarkt lässt einen knapp behaupteten Start am Kassamarkt vermuten. Die Blicke der Anleger richten sich ganz klar gen Europa, wo die Europäische Zentralbank (EZB) die Ergebnisse ihrer Sitzung präsentiert hat. Die EZB lässt ihre Geldpolitik wie erwartet vorerst unverändert. Dies betrifft auch das monatliche Volumen des Wertpapieraufkaufprogramms, über das es in jüngster Zeit Spekulationen gegeben hatte. Doch spannender erscheint der Blick in die mittelfristige Zukunft. Eine Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet eine zeitliche Streckung des Anleihekaufprogramms noch im laufenden Jahr. Es gibt aber angesichts einer anziehenden Inflation immer mehr Stimmen, die eine schrittweise Rückführung der Anleihekäufe fordern.
Draghi sorgt für Volatilität
EZB-Präsident Mario Draghi betont in seiner Pressekonferenz einerseits die wirtschaftlichen Risiken, spricht aber auch von einer anziehenden Inflation. Über eine Verlängerung des Wertpapierkaufprogramms ist laut Draghi nicht gesprochen worden. "Was mich heute Nacht wachgehalten hat, ist die Geldpolitik. Notenbanken betreten Neuland ohne einen Plan", sagt Vermögensverwalter David Donabedian von Atlantic Trust Private Wealth Management.
Wenig Neues lieferte das finale Fernsehduell zwischen den Kontrahenten um die US-Präsidentschaft - Hillary Clinton und Donald Trump. Trump habe die Möglichkeit verpasst, den Rückstand in den Meinungsumfragen zu reduzieren. Dieser Umstand stütze den Aktienmarkt etwas, heißt es im Handel. "Die finale Debatte in der vergangenen Nacht scheint ohne signifikante Änderungen auf die Stimmungslage geendet zu haben. Hillary Clinton bleibt in den Umfragen vorn", sagt Marktanalyst Tony Cross von TopTradr.
Bei den US-Konjunkturdaten offenbart sich Licht und Schatten. In der Vorwochen haben mehr US-Bürger erstmals Arbeitslosenhilfe beantragt als erwartet. Andererseits sank der Philadelphia-Fed-Index im Oktober deutlich geringer als befürchtet. Die Aktienfutures geben ganz leicht nach. Auf die drängende Frage zum Zeitpunkt über die nächste Zinserhöhung in den USA liefern die Daten aber keine konkreten Antworten. Der Dezember bleibt daher für diesen Schritt ein heißer Kandidat. Gestützt wird diese Sicht durch US-Notenbankpräsident William Dudley aus New York, der an eine Zinserhöhung noch 2016 glaubt.
Am US-Rentenmarkt verlieren die Notierungen leicht, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen steigt um einen Basispunkt auf 1,76 Prozent. Damit bleibt die erste Saudi-Anleihe über 17,5 Milliarden US-Dollar ohne großen Einfluss, denn Händler hatten wegen der hohen Nachfrage nach den Papieren über mögliche Umschichtungen aus US-Anleihen spekuliert. Ganz ausschließen wollen sie dies jedoch nicht.
Der Euro zieht mit der Absage an eine Verlängerung des Wertpapierkaufprogramms der EZB zunächst auf 1,1041 von Wechselkursen unter 1,10 an - kommt aber schnell wieder zurück. Aktuell wird die Gemeinschaftswährung bei 1,0976 Dollar gehandelt. Der Goldpreis zeigt sich volatil, bewegt sich aber zum Vorabend insgesamt kaum. Die Feinunze kostet 1.271 Dollar. Die Ölpreise kommen nach ihrer Vortagesrally wieder etwas zurück, das Fass US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 1,4 Prozent auf 50,82 Dollar, Brent kommt in ähnlicher Größenordnung zurück.
Verizon unter Druck
Unter den Einzelaktien geben Verizon vorbörslich 2,7 Prozent ab. Zwar übertraf das Telekommunikationsunternehmen im dritten Quartal die Gewinnerwartungen des Marktes, die Umsatzentwicklung blieb aber rückläufig. Auch die durchschnittlichen Erlöse pro Nutzer ermäßigten sich. Travelers büßen 1,1 Prozent ein, nachdem der Betriebsgewinn in der dritten Periode um 24 Prozent eingebrochen ist. Gleichwohl erreichte das Prämienaufkommen der Versicherers Rekordniveau. American Airlines Group ziehen dagegen um 1,4 Prozent an. Die Fluggesellschaft verbuchte Umsatz- und Gewinnrückgänge, auf bereinigter Basis schnitt die Fluglinie aber besser als erwartet ab.
American Express springen um 6,3 Prozent nach oben nach einer übertroffenen Gewinnerwartung im dritten Quartal und einer Erhöhung der Prognose für das Gesamtjahr. Die Internet-Handelsplattform Ebay ist derweil im dritten Quartal weiter gewachsen, der Gewinn übertraf auf bereinigter Basis die Erwartung, wenngleich er unbereinigt im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückging. Zudem legte Ebay einen Umsatzausblick vor, der etwas über den bisherigen Analystenschätzungen liegt. Die Aktie verliert dennoch 8,6 Prozent. Nach Einschätzung der Analysten der Citigroup hat der Markt zu viel von Ebay erwartet. Außerdem scheine der Ausblick die erzielten Verbesserungen in einigen Bereichen bei Ebay nicht widerzuspiegeln. Auch die Experten von Baird machen den Ausblick für die negative Kursreaktion verantwortlich.
Die Aktie des Spielzeugherstellers Mattel verteuert sich um 5,5 Prozent. Während der Markt den Quartalszahlen wegen des Verlusts von Disney-Lizenzen skeptisch entgegengesehen habe, habe das Unternehmen umsatzseitig besser als erwartet abgeschnitten, heißt es zur Begründung für das Kursplus. Der Elektroautomobilhersteller Tesla stattet seine Fahrzeuge ab sofort mit der Technik für autonomes Fahren aus. Das System werde aber vorerst nur im Hintergrund laufen, das Unternehmen bleibt über die Zuverlässigkeit des Systems unsicher. Die Titel sinken um 1,6 Prozent.
=== DEVISEN zuletzt +/- % Do, 9.00 Uhr Mi, 17.29 Uhr % YTD EUR/USD 1,0972 +0,08% 1,0964 1,0961 +1,0% EUR/JPY 113,9465 +0,17% 113,7566 113,18 -26,7% EUR/CHF 1,0849 -0,09% 1,0859 1,0849 -0,3% EUR/GBP 0,8974 +0,49% 0,8929 1,1210 +21,9% USD/JPY 103,76 +0,03% 103,73 103,27 -11,6% GBP/USD 1,2227 -0,46% 1,2284 1,2289 -17,1% ===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/flf/mgo
(END) Dow Jones Newswires
October 20, 2016 09:10 ET (13:10 GMT)
Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.