(neu: Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Lufthansa
Noch vor zehn Tagen war das Papier mit 9,103 Euro auf den
tiefsten Stand seit mehr als vier Jahren abgesackt. Die jetzige
Erholung ist zwar ein Lichtblick, dennoch gehört die Lufthansa-Aktie
weiterhin zu den schwächsten Werten im Dax
Nach der Gewinnwarnung vom Juli hat die Lufthansa-Spitze um Vorstandschef Carsten Spohr ihre Erwartungen für 2016 wieder nach oben geschraubt: So soll der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) nun doch das Niveau von 1,8 Milliarden Euro aus dem Vorjahr erreichen - gut 200 Millionen mehr als von Analysten erwartet. Der Lufthansa zufolge entwickelten sich die kurzfristigen Geschäftsreise-Buchungen zuletzt besser als gedacht, während die Nachfrage auf Langstreckenverbindungen nach Europa weiterhin von politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten belastet werde.
DIE MEISTEN EXPERTEN BLEIBEN SKEPTISCH
Experten sehen trotz der eigentlich positiven Botschaft der Lufthansa keine grundsätzliche Trendwende. Ein Aktienhändler wertete die Nachricht zwar als positiv, allerdings hätten einige Anleger bereits mit einem besseren Abschneiden gerechnet. Zudem dürfte die weiterhin schwer planbare Lage in der Luftfahrt den Kursanstieg begrenzen.
Die Deutsche Bank betrachtet die erhöhte Gewinnprognose ebenfalls nur als kurzfristigen Lichtblick. Die Aussichten für das kommende Jahr dürften sich dadurch kaum ändern, schrieb Analyst Anand Date. Seine Gewinnschätzungen für 2016 und 2017 setzte der Experte zwar herauf, rät mit seinem Anlageurteil "Sell" aber weiterhin zum Verkauf der Aktie. Die Konkurrenz der Billigflieger, ein Überangebot an Flügen auf der Kurz- und Langstrecke sowie die anhaltend hohen Kosten bei der Kernmarke Lufthansa sieht er weiter als die Hauptprobleme des Unternehmens an.
'WEITERHIN STRUKTURELLE PROBLEME'
Die Analysten der Bank of America/Merrill Lynch halten ebenfalls an ihrer negativen Einschätzung der Aktie fest. Die strukturellen Probleme des Unternehmens blieben unverändert, hieß es auch hier. Das Analysehaus S&P Global senkte sein Anlagevotum sogar von "Sell" auf "Strong Sell".
Laut Commerzbank-Analyst Johannes Braun muss sich für eine längerfristige Erholung der Aktie erst einmal die Abschwächung des Preisverfalls im Passagiergeschäft als nachhaltig erweisen. Zudem brauche es eine Lösung im Tarifkonflikt mit den Piloten und mehr Details zu dem geplanten Deal mit Air Berlin, bei dem 40 Maschinen der zweitgrößten deutschen Airline samt Personal an die Lufthansa-Töchter Eurowings und Austrian Airlines vermietet werden sollen.
DRITTSCHWÄCHSTER DAX-WERT IN DIESEM JAHR
Geht es nach den Experten von Deutscher Bank, Commerzbank, S&P und BofA, dürfte sich der Sinkflug der Lufthansa-Aktie noch fortsetzen. Ihre Kursziele für das Papier liegen allesamt unter 10 Euro, im Fall der BofA sogar bei 8,10 Euro. DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp, der die Aktie mit "Halten" eingestuft hat, sieht den fairen Wert hingegen bei 10,50 Euro.
Wie deutlich es trotz der aktuellen Kursgewinne für die Aktie allein in diesem Jahr nach unten ging, zeigt ein Blick auf die Kursentwicklung aller 30 Dax-Unternehmen: Nach der Deutschen Bank und der Commerzbank nimmt das Lufthansa-Papier mit minus 22,8 Prozent weiterhin den drittletzten Platz ein./stw/ck/das/ck/he
ISIN DE0008232125
AXC0276 2016-10-20/18:19