Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen sind am Dienstag mit kleinen Verlusten in den Handelstag gestartet. Sie folgen damit negativen Vorlagen aus Asien und den USA. Dort ist der viel beachtete S&P-Future wieder unter den Unterstützungsbereich bei 2.145 Punkten zurückgefallen. Das löse auch in Europa Gewinnmitnahmen aus, heißt es im Handel. Der DAX gibt im frühen Geschäft 0,4 Prozent auf 10.719 Punkte nach, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,1 Prozent auf 3.085 Punkte nach unten.
Zuletzt hatte der DAX die Jahreshochs knapp über 10.800 mehrfach attackiert, darüber festsetzen konnte er sich aber nicht. Einzelwerte würden nach oben gerissen, dann würden aber auch schnell wieder Gewinne mitgenommen. "Ohne richtige Aufwärtsrotation ist eine dynamische Aufwärtswelle aber schwer vorstellbar", sagt ein Börsianer.
Krones überzeugt mit Quartalsbericht
Bei den Einzelwerten an den Börsen bewegt weiter die Quartalsberichtssaison die Kurse. Tagesfavorit am deutschen Aktienmarkt ist die Krones-Aktie. Sie schießt um 8,8 Prozent nach oben. Auftragseingang und Umsätze wuchsen im dritten Quartal um 8 bzw. 7 Prozent, der Vorsteuergewinn um 8,3 Prozent. "Der Gewinn ist klar besser und die Margenprognose ist nur wie bei Krones üblich konservativ", sagt ein Händler. Laut Baader Helvea zeigt Krones mit den Zahlen, dass es den Preisdruck in der Branche mit Kosteneinsparungen auffangen könne. Das Ziel, bis 2020 eine EBIT-Marge von 8 Prozent zu erreichen, entspreche voll der Erwartung und unterstreiche die Entschlossenheit von Krones, noch effizienter zu werden. Die Aktie sei zu einem attraktiven Preis zu haben.
Bayer verlieren nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen 1,4 Prozent. Die Analysten der DZ Bank sehen im Quartalsbericht von Bayer keinen Kurskatalysator. Der Pharmabereich habe "in line" abgeschnitten, die operative Marge sei trotz höherer Forschungsaufwendungen gut.
Für Wirecard geht es nach Vorlage vorläufiger Geschäftszahlen um 1,2 Prozent nach unten. Die DZ-Bank spricht von Zahlen, die sich im Rahmen der Erwartungen bewegen.
Lloyds überrascht mit hoher Rückstellung
Bei der Deutschen Bank tagt am Mittwoch der Aufsichtsrat. "Für die Postbank wird nun wohl der Plan C hervorgezogen", mutmaßt ein Marktteilnehmer. Das Institut werde nun möglicherweise komplett eingegliedert, nachdem weder ein Verkauf noch ein Börsengang gekommen seien. "Neben der Postbank geht es vermutlich um die Umstrukturierung und um interne Veränderungen zum Beispiel im Bonussystem", ergänzt er. Die Quartalszahlen werden dann für Donnerstagmorgen erwartet. Im Vorfeld steigen Deutsche Bank um 1,1 Prozent.
Während sich der Bankenindex in Europa unverändert zeigt, fallen Lloyds Banking deutlich zurück um 3,2 Prozent. "Mit einer so hohen Rückstellung hat man nicht gerechnet", sagt ein Händler. Lloyds hat für Entschädigungen wegen der Fehlberatung von Versicherungskunden 1 Milliarde Pfund beiseite gelegt.
Von guten Zahlen ist dagegen bei Santander die Rede. Der Nettogewinn liege etwa 10 Prozent über den Erwartungen. Die Aktie legt an der Madrider Börse um 1,9 Prozent zu.
VW-Aktie unter Druck
Von starken Zahlen sprechen Händler bei Renault. Der Umsatz ist im dritten Quartal um 13 Prozent gestiegen, der Absatz in Europa sogar um 16 Prozent. "Renault gewinnt Marktanteile, möglicherweise zu Lasten von VW", sagt ein Marktteilnehmer. Renault gewinnen 1,2 Prozent, während VW mit einer volatilen Kursentwicklung auffallen und um über 3 Prozent nachgeben. Am Vortag war bekannt geworden, dass VW in den US von einem Gericht grünes Licht für seinen Milliardenvergleich in den USA im Abgasschummelskandal erhalten hat, der das Unternehmen knapp 15 Milliarden Dollar kosten wird.
Peugeot kommen um 0,5 Prozent zurück. Hier werden die neusten Umsatzzahlen als enttäuschend bezeichnet. Der Umsatz sei mit rund 11,4 Milliarden Euro gegenüber Vorjahr etwas stärker als erwartet zurückgegangen. "Das liegt an veralteten Modellen und macht dem Markt auch keine kurzfristige Fantasie für die Gewinnentwicklung, weil der neue Modellzyklus noch auf sich warten lässt", sagt ein Händler.
Bei Airbus scheint sich nach zunächst auseinandergehenden Meinungen ein positiver Eindruck durchzusetzen. Die Aktie steigt um 1,9 Prozent. Für Verunsicherung sorgten zunächst massive Sondereffekte, die einen Gewinneinbruch im Berichtsquartal nach sich zogen. Bereinigt um diese ist das EBIT mit 731 Millionen Euro dagegen deutlich besser als mit rund 700 Millionen Euro erwartet ausgefallen.
Zu den Tagesfavoriten in Europa gehören Kering. Nach den Quartalszahlen der Franzosen legt der Kurs um 7,7 Prozent zu. Vor allem die extreme Stärke des Geschäfts der Marke Gucci sorgt für positive Analystenkommentare. In der Folge gibt es bereits Hochstufungen und Kurszielerhöhungen. Der Kurs der Kering-Tochter Puma gibt dagegen leicht nach. Hier liege das Umsatzwachstum im dritten Quartal von 10,8 Prozent im Rahmen der Erwartungen, heißt es.
Keine nachhaltige Kursauswirkung auf Dialog Semiconductor und andere Apple-Zulieferer erwarten Händler nach den Quartalszahlen von Apple. Zum einen sei der Ausblick von Apple an sich schon nicht schlecht gewesen, zum anderen sei das iPhone7 noch gar nicht voll angelaufen und das wichtige Weihnachtsquartal stehe bevor. Apple hatte wie erwartet sinkende Umsätze gemeldet, auch der Gewinn sank. Die Aktie gab daraufhin im US-Nachbörsenhandel um 2,8 Prozent nach. Dialog steigen dagegen um 1 Prozent.
Ölpreisschwäche verunsichert
Als negativ wird im Handel der deutliche Rückgang der Ölpreise bewertet. Angeblich will sich Russland nicht an Förderkürzungen der Opec beteiligen und auch der Irak scheint sich quer zu stellen. Zudem zeigen die neuesten Daten des American Petroleum Institute (API) in der vergangenen Woche einen deutlichen Anstieg der US-Ölvorräte. WTI und Brent notieren am Morgen mit Abschlägen von rund 1 Prozent und setzen den Rohstoffsektor insgesamt unter Druck. Dieser verliert 1,1 Prozent.
Am Devisenmarkt derweil weiter Ruhe, wobei die übergeordnete Dollarstärke der vergangenen Tage ganz leichte Risse bekommen hat nach etwas enttäuschenden US-Konjunkturdaten am Dienstag. Der Euro notiert bei 1,0910. Nach Einschätzung der Commerzbank läuft der Aufwertungstrend der US-Währung aus. Aus US-Notenbankerkreisen sei kurz vor der nächsten Fed-Sitzung im Prinzip alles gesagt. Die meisten Marktteilnehmer dürften nun noch auf die BIP-Daten für das dritte Quartal warten, die ihnen den Aufschwung der US-Wirtschaft bestätigen dürften. Viel Raum nach oben bei den Zinserwartungen und damit beim Dollar gebe es bis zur Fed-Sitzung wohl nicht mehr.
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.077,82 -0,31 -9,59 -5,81 Stoxx-50 2.841,63 -0,53 -15,00 -8,34 DAX 10.696,41 -0,57 -60,90 -0,43 MDAX 21.218,13 -0,25 -52,63 2,13 TecDAX 1.747,57 -0,61 -10,77 -4,54 SDAX 9.373,49 -0,30 -28,66 3,02 FTSE 6.964,00 -0,76 -53,64 11,56 CAC 4.520,08 -0,46 -20,76 -2,52 Bund-Future 163,84 0,02 7,68 DEVISEN zuletzt +/- % Mi,8:37 Di, 17:17 % YTD EUR/USD 1,0918 +0,08% 1,0909 1,0873 +0,5% EUR/JPY 113,7457 +0,15% 113,5796 113,63 -26,5% EUR/CHF 1,0831 +0,00% 1,0831 1,0823 -0,4% EUR/GBP 0,8936 -0,01% 0,8953 1,1169 +21,3% USD/JPY 104,17 +0,04% 104,13 104,53 -11,3% GBP/USD 1,2225 +0,32% 1,2186 1,2146 -17,1% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 49,47 49,96 -1,0% -0,49 +12,9% Brent/ICE 50,38 50,79 -0,8% -0,41 +12,8% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.274,64 1.276,70 -0,2% -2,06 +20,2% Silber (Spot) 17,82 17,82 -0,0% -0,00 +28,9% Platin (Spot) 968,50 964,15 +0,5% +4,35 +8,6% Kupfer-Future 2,14 2,14 -0,0% -0,00 -0,8%
Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/gos
(END) Dow Jones Newswires
October 26, 2016 04:17 ET (08:17 GMT)
Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.