SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones)--Der Albtraum der Börsen nimmt am Mittwochmorgen Gestalt an: Bei den US-Präsidentschaftswahlen ist der Republikaner Donald Trump dem Sieg sehr nahe. Die demokratische Kontrahentin Hillary Clinton, die von den Börsen klar favorisiert worden ist, liegt klar im Hintertreffen. In wichtigen "Swing States" wie Wisconsin und Michigan liegt Trump weiterhin vorn. In der Folge gehen die Börsen in Südostasien in die Knie. Der Rückzug aus risikoreichen Anlagen geht einher mit einer Flucht in vermeintliche Sicherheit. Gold, Yen und japanische Staatsanleihen legen zu, Aktien, Öl und US-Dollar brechen ein.
Allerdings halten sich die Börsen in der Region bis auf jene in Tokio für einige Marktbeobachter erstaunlich robust. Der Nikkei-225 stürzt im späten Geschäft um 5,2 Prozent auf 16.273 Punkte ab. Händler werten den Ausverkauf in Tokio aber auch als Ergebnis des Yen-Höhenfluges, der die Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Exportwirtschaft massiv belastet.
In Sydney, wo der Handel bereits beendet ist, ist der S&P/ASX-200 um 1,9 Prozent gesunken - belastet von deutlich fallenden Rohstoffpreisen. In Schanghai geht es für den Composite um 0,6 Prozent abwärts. Der Terminkontrakt auf den S&P-500 stürzt um 4,5 Prozent ab, deutet also massive Verluste an den US-Börsen zum Start des Handels am Mittwoch an.
Händler kalt erwischt
"Die Stimmung ist von Ungläubigkeit geprägt. Es scheint so zu sein, dass wir uns darauf einrichten müssen, dass es ungemütlich wird. Es ist wie beim Brexit", sagt Marktstratege Nader Naeimi von AMP Capital. Trotz des Einbruchs in Tokio berichten Händler von einem weniger dramatischen Absturz als zuletzt nach dem Brexit-Votum der Briten, als der japanische Leitindex um 7,9 Prozent in die Tiefe rauschte.
Am Rentenmarkt steigen die Notierungen japanischer Staatsanleihen (JGB), die Rendite der zuletzt begebenen zehnjährigen JGB fällt auf den tiefsten Stand seit Anfang Oktober.
Auch am Devisenmarkt lässt sich die Flucht in vermeintliche Sicherheit beobachten: Der Dollar bricht auf breiter Front massiv ein - zum Yen um 3,4 Prozent. Im Tief notierte der Dollar bei 101,19 nach Ständen zuvor von rund 105 Yen. Aktuell kostet der Greenback 101,56 Yen. Devisenhändler berichten, dass eine US-Leitzinserhöhung im Dezember weitgehend ausgepreist werde.
Sicherheit ist Trumpf
Gesucht sind dagegen sichere Häfen wie Gold. Der Goldpreis ist im Tageshoch auf 1.338 Dollar gestiegen, den höchsten Stand seit rund sechs Wochen. Zusätzlicher Rückenwind kommt hier von der Dollar-Schwäche, die das Edelmetall für Käufer außerhalb des Dollarraums verteuert. Aktuell kostet die Feinunze 1.326 Dollar nach 1.283 zur Vortageszeit.
An den Finanzmärkten wird ein Wahlsieg Donald Trumps wegen dessen Unberechenbarkeit mit der Erwartung massiv zunehmender Volatilität verbunden. Unter anderem sprach sich Trump im Wahlkampf gegen Freihandelsabkommen aus und vertritt einen stark protektionistischen Kurs.
Das spiegelt sich vor allem beim mexikanischen Peso wider. Er stürzt zum Dollar um über 11 Prozent ab - aus Sorge, dass die USA die wirtschaftlichen Beziehungen zu Mexiko auf den Prüfstand stellen wollen. Unter anderem will Trump das Freihandelsabkommen Nafta neu verhandeln und neue Zölle einführen, außerdem massiv gegen Zuwanderung aus Mexiko vorgehen.
Eine mögliche Einschränkung des Welthandels durch Trump sowie Unterstützung für die heimische Rohstoffbranche in den USA drücken die Rohstoffpreise. Die global gehandelte Ölsorte Brent ermäßigt sich auf 44,92 Dollar je Barrel von 46,26 zur Vortageszeit.
Unternehmensnachrichten spielen keine Rolle
Unternehmensnachrichten spielen angesichts des Wahldramas in den USA keine Rolle. In Tokio brechen Toyota Motor um über 6 Prozent ein. Der Automobilhersteller ist extrem abhängig vom Export und könnte unter einem US-Präsidenten Trump leiden, sollte dieser seine protektionistischen Vorstellungen umsetzen. Finanzwerte geben in Tokio noch dramatischer ab.
=== Index (BÖrse) zuletzt +/- % % YTD Ende S&P/ASX 200 (Sydney) 5.156,60 -1,92% -2,63% 06:00 Nikkei-225 (Tokio) 16.331,15 -4,89% -14,20% 07:00 Kospi (Seoul) 1.948,94 -2,72% -0,63% 07:00 Schanghai-Comp. (Schanghai) 3.132,63 -0,48% -11,49% 08:00 Hang-Seng-Index (Hongkong) 22.236,81 -2,94% +4,11% 09:00 Straits-Times (Singapur) 2.770,46 -1,77% -3,89% 10:00 KLCI (Malaysia) 1.648,34 -0,93% -2,61% 10:00 DEVISEN zuletzt +/- % 00:00 Di, 11.06 Uhr % YTD EUR/USD 1,1279 +2,4% 1,1015 1,1050 +3,9% EUR/JPY 114,60 -1,0% 115,76 115,51 -10,1% EUR/GBP 0,9014 +1,3% 0,8902 0,8894 +22,4% GBP/USD 1,2512 +1,1% 1,2371 1,2424 -15,2% USD/JPY 101,58 -3,4% 105,11 104,52 -13,5% USD/KRW 1154,35 +2,2% 1129,08 1135,33 -1,9% USD/CNY 6,7601 -0,4% 6,7874 6,7805 +4,1% USD/CNH 6,7784 -0,3% 6,7982 6,7947 +3,2% USD/HKD 7,7546 -0,0% 7,7548 7,7556 +0,1% AUD/USD 0,7611 -1,8% 0,7747 0,7706 +4,5% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 43,72 44,98 -2,8% -1,26 -0,3% Brent/ICE 44,93 46,04 -2,4% -1,11 -1,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.327,44 1.275,80 +4,0% +51,64 +25,1% Silber (Spot) 18,87 18,38 +2,7% +0,49 +36,5% Platin (Spot) 1.019,00 1.004,50 +1,4% +14,50 +14,3% Kupfer-Future 2,35 2,38 -1,1% -0,03 +9,2% ===
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November 09, 2016 01:06 ET (06:06 GMT)
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