Die kleine Lisa Simpson aus der US-Kult-Zeichentrick-Serie "Die Simpsons" hat schon früh geahnt, dass es einmal einen Präsidenten Trump geben wird. In einer Folge vom März 2000 sieht sie ihre berufliche Zukunft als US-Präsidentin, die auf Donald Trump folgt. Dieser hatte die USA zuvor in den wirtschaftlichen Ruin und eine handfeste US-Finanzkrise geritten.
Tatsächlich, der Kelch Donald Trump ist nicht an uns vorübergegangen. Er wird der 45. Präsident der USA. Im angeschlagenen "Rostgürtel" - der ältesten und größten Industrieregion der USA - hat er sich sehr erfolgreich als Robin Hood verkauft, der gegen den bösen Sheriff von Nottingham alias Washington ankämpft, der nur an sich selbst denkt.
Aber wird Trump auch Amerika und die (Finanz-)Welt wie im Comic in den Ruin treiben? Die Befürchtungen in Europa sind jedenfalls groß. Ich kann mich nicht erinnern, dass Brüssel und Berlin jemals so zurückhaltend auf die Wahl eines US-Präsidenten reagiert haben. Ihre politische Reaktion passt eher auf den Anflug einer Grippe. Das liegt daran, dass Trump außer für einen "bemerkenswerten" Wahlkampf für nichts Konkretes steht. Er hat nie ein politisches Amt bekleidet, das ihm einen unverkennbaren Stallgeruch verliehen hätte. Er ist wie eine Wundertüte. Niemand weiß, was drin ist, zumindest nicht bis zur Amtseinführung am 20. Januar 2017.
Was bleibt vom Trump'schen Wahlkampf in der Realität seiner Amtszeit übrig?
Es ist zu bezweifeln, dass das, was von ihm im Wahlkampf so heiß gekocht wurde, in seiner Amtszeit tatsächlich auch so heiß gegessen wird. Trump ging es sehr darum, mit "knackigen" Themen und unglaublichen Verbalentgleisungen Aufmerksamkeit und damit die Wahl zu gewinnen. In seiner Amtszeit wird er abkühlen müssen. Das gilt absurderweise auch vor dem Hintergrund, dass die Republikaner jetzt überall - Präsident, Senat, Repräsentantenhaus - die Nase vorn haben. Denn diese Mehrheit schmälert den Corpsgeist, d.h. die Zwietracht in der Partei nimmt zu, zumal Trump nicht der Liebling der republikanischen Massen ist. Einen ungebremsten Aufstieg des Drachen wird es für Trump also nicht geben. Die Partei hält die Leine fest in den Händen. Er wird immer wieder eingefangen. Anders formuliert: So manches politisch querstehende Horn wird abgeschliffen. Ein lockeres Durchregieren wird es für Trump also nicht geben.
Ich unterstelle außerdem, dass er kein großer Aktenleser ist. Das spricht dafür, dass die zweite und dritte Ebene die politische "Drecksarbeit" machen wird. Und genau die kennen sich mit den Niederungen des Geschäfts, seinen Schlaglöchern, Fettnäpfchen, begrenzten Möglichkeiten und auch der unglaublichen Bürokratie Washingtons aus. Sie wissen, was geht und was nicht.
Trump wird eher die Gallionsfigur sein, die nach außen Parolen verteilt, durchaus auch als populistischer Seelenverkäufer.
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