Auch einige Tage nach der Präsidentenwahl bleibt Donald Trump in vielerlei Hinsicht eine black box. Das Urteil an den Finanzmärkten fällt unterschiedlich aus: Während US-Aktien und Titel aus den westlichen Industrie-Staaten - trotz protektionistischer Töne - sowie Industriemetalle einen US-Wirtschaftsaufschwung einpreisen, werden in den Schwellenländern eher die Befürchtungen vor einem stark aufwertenden US-Dollar mit anschließender Kapitalflucht betont. Von entscheidender Bedeutung ist jedoch die durch die amerikanische Konjunkturbelebung keimende Gefahr wiederkehrender Inflation, die nach Lehrbuchmeinung zu Leitzinserhöhungen und steigenden Anleiherenditen führen müsste. Damit wäre jedoch nicht nur die Liquiditätshausse am Aktienmarkt gefährdet, sondern auch das systemische Risiko eines Platzens der größten Anlageblase der Welt - die Anleiheblase - gegeben.
Trump Jump der US-Konjunktur?
Donald Trump will die US-Wirtschaft auf radikalen Wachstumskurs bringen. Mit umfangreichen Infrastrukturmaßnahmen von einer Billion US-Dollar über zehn Jahre soll die Reindustrialisierung Amerikas durchgeführt werden. Dramatische Investitionsbeihilfen für Private sollen die nötigen Anreize für die Modernisierung von Brücken, Autobahnen, (Flug-)Häfen, Schulen und Krankenhäusern schaffen. Gemeinsam mit einer umfassenden Deregulierung des Energie- und Finanzsektors sowie großen Steuersenkungen - Senkung der Körperschaftssteuer von 35 auf 15 und Einkommensspitzensteuersatz von 39,6 auf 33 Prozent - sollen die USA als Wirtschaftsstandort weltweit an Attraktivität gewinnen. Damit sollen nicht zuletzt abgewanderte US-Firmen mit ihren im Ausland geparkten Gewinnen veranlasst werden, in die USA zurückzukehren. Tatsächlich sind Steuern ein markantes Investitionskriterium für Unternehmen. Der US-Aktienmarkt honoriert Trumps Konjunkturpläne mit deutlichen Kurssprüngen. Der Dow Jones als Index der großen Industriewerte reagierte sogar mit zwischenzeitlichen Rekordhöchstständen.
Fundamentale Unterstützung für die US-Branchen Industrie, Banken und Automobile
Auf Sektor-Ebene setzen Industrie-, Technologie-, aber vor allem Banktitel als Hauptprofiteure von Trumps Konjunktur- und Deregulierungsagenda ihre Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt fort. Aber auch Autowerte zeigen sich stabil. Ihnen kommen die zukünftig gelockerten Umweltstandards und Standortverbesserungen zugute.
Entscheidend für ausländische Exportaktien ist es, inwiefern sie von dieser Wachstumsphantasie profitieren können. In den 80er Jahren unter US-Präsident Ronald Reagan war dies unzweifelhaft der Fall. Bei Trump stellt sich die Frage, welche Rolle der Protektionismus des Wahlkampfes in der tatsächlichen Politik noch spielen wird. Die Panik im Ausland scheint jedoch gewichen zu sein. U.a. vertraut man auf den Druck Chinas, das im Falle von US-Schutzzöllen bereits angekündigt hat, Importstopps auf US-Agrargüter zu verhängen und große Industrieaufträge nicht mehr an die USA, sondern an europäische Partner zu vergeben. Ohnehin, bei jeder Gelegenheit präsentiert sich Trump deutlich moderater, realpolitischer als noch im Wahlkampf.
Ein starker US-Dollar - Gut für Europa, schlecht für die Schwellenländer
Vor diesem Hintergrund zeigen die Industrieländer eine klare Outperformance gegenüber Schwellenländern. Offensichtlich überwiegt die Meinung, dass ein reindustrialisiertes Amerika am Industrie Know How aus Japan und Deutschland nicht vorbeikommt. Die Abschwächung von Euro sowie Yen kommt zur Exportunterstützung hinzu.
Ein umgekehrter Währungseffekt ergibt sich in den Schwellenländern. Dort schürt eine von der US-Wachstumsoffensive ausgehende "Trumpflation" Ängste vor einer deutlich restriktiveren US-Notenbank. Das begünstigt wegen steigenden amerikanischen Zinsen und Renditen, gepaart mit einhergehenden Währungsgewinnen des Dollars die Rückführung von Kapital aus Schwellenländern in die USA.
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