FRANKFURT (dpa-AFX) - Der jüngste starke Anstieg der Renditen von Staatsanleihen führender Industriestaaten dürfte nach Einschätzung des Bankhauses Julius Bär im kommenden Jahr weiter gehen und zu einem der bestimmenden Faktoren an den Finanzmärkten werden. "Es ist an den Märkten für Staatsanleihen etwas Ernstzunehmendes im Gange", sagte der Chefstratege des Schweizer Bankhauses, Christian Gattiker am Donnerstag in Frankfurt. Nachdem die Zinssätze für Staatspapiere über Jahre hinweg ungewöhnlich niedrig waren, dürften im kommenden Jahr weiter steigende Renditen die Märkte prägen. Gattiker wollte nicht ausschließen, dass die Anleihemärkte am Beginn einer Trendwende stehen.
Seit dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl kam es zu einem teilweise starken Anstieg der Renditen an Anleihemärkten führender Industriestaaten. Die Aussicht, dass Trump in seiner Präsidentschaft die staatlichen Investitionen stark erhöhen dürfte, ließ die Inflationserwartungen deutlichen ansteigen. Am Markt wird daher mit einer strafferen Geldpolitik der US-Notenbank gerechnet, was die Zinsen für Staatsanleihen im freien Handel nach oben trieb. Besonders deutlich zeigte sich die Entwicklung bei amerikanischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren, wo die Rendite zuletzt bei etwa 2,4 Prozent den höchsten Stand seit Juli 2015 erreicht hatte.
"Mit dem neuen US-Präsidenten Trump wird die Inflation gestärkt", sagte David Kohl, Chefvolkswirt Deutschland beim Bankhaus Julius Bär. Durch die angekündigte Ausweitung der staatlichen Investitionen dürfte die Nachfrage nach Arbeitskräften verstärkt werden. Auf der anderen Seite geht Kohl davon aus, dass das Angebot von Arbeitskräften durch eine restriktive Einwanderungspolitik der Regierung Trump und durch den angekündigten Protektionismus verringert wird. Dies dürfte den jüngsten Anstieg der Stundenlöhne im kommenden Jahr verstärken und damit zu mehr Inflation führen.
Nach Einschätzung der Julius Bär-Experten dürfte auch der Kursanstieg des US-Dollar im kommenden Jahr weiter gehen. Vor allem zu den Währungen von Schwellenländern wie zum Beispiel der Türkei und Südafrika werde die amerikanische Währung an Wert gewinnen. Generell sieht Experte Gattiker ein "großes Problem" für Schwellenländer im kommenden Jahr. Im Zuge der steigenden Zinsen in den USA dürfte Anlegerkapital aus den Schwellenländern zurück in die Vereinigten Staaten fließen.
Auch im Handel mit dem Euro
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