Von Stefan Lange
BERLIN (Dow Jones)--Kanzlerin Angela Merkel hat das neueste Zeitungsinterview mit dem gewählten US-Präsidenten Donald Trump nach Angaben ihres Sprechers Steffen Seibert "mit Interesse" gelesen. Trump habe darin "deutlich seine Sicht dargelegt", ergänzte der Regierungssprecher am Montag in Berlin. Merkels Positionen etwa zur Flüchtlingspolitik, zur Europäischen Union oder zur transatlantischen Partnerschaft seien ebenfalls bekannt. Die Bundesregierung werde nun, wie es sich gehöre, die Amtseinführung Trumps abwarten und "dann mit der neuen Regierung eng zusammenarbeiten".
Trump hatte in einem Interview mit der Bild-Zeitung und der Londoner Times unter anderem Merkels Flüchtlingspolitik kritisiert. Seibert sagte, er werde sich zu einzelnen Aspekten des Interviews nicht weiter äußern. Die Positionen der Bundesregierung zu einer Vielzahl von Themen, die auch in dem Interview erwähnt würden, seien bekannt.
"Auf Vereidigung warten"
Trump hatte in dem Interview auch deutschen Autoherstellern mit Strafzöllen von 35 Prozent gedroht, falls diese in Mexiko produzierte Wagen in den USA verkaufen wollten. Dies wiederum hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel kritisiert. Eine Ministeriumssprecherin sagte dazu, Gabriel habe auch klar gemacht, dass man zunächst einmal die Entwicklung in den USA abwarten müsse und Spekulationen nichts brächten. "Sondern es ist jetzt eben abzuwarten, bis die Regierung vereidigt ist und dann ein Regierungsprogramm vorliegt, das wir dann selbstverständlich auch prüfen werden".
Generell sei es so, dass Deutschland "selbstverständlich starke und gute Wirtschaftsbeziehungen zu den USA" habe, sagte die Sprecherin. Dies solle in Zukunft so bleiben.
Deutschland sei eine offene Volkswirtschaft und trete dafür ein, dass auch andere Staaten offene Volkswirtschaften seien, sagte die Sprecherin. "Ganz generell gelten für alle Schutzinstrumente, auch die handelspolitischen Schutzinstrumente, die Vorgaben der WTO", ergänzte sie.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums ging auf Trumps Kritik an der Nato ein, der gewählte US-Präsident hatte das Militärbündnis als obsolet bezeichnet. Der Sprecher betonte, Deutschland sei ein Bündnis aus 28 Staaten, dessen Bedeutung in den letzten Jahren eher noch gewachsen sei. Für Deutschland habe schon vor der US-Wahl festgestanden, dass man sich stärker in der Nato engagieren werde. Das sei aber nicht nur eine Verpflichtung gegenüber den USA, sondern gegenüber allen Bündnis-Partnern.
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January 16, 2017 06:22 ET (11:22 GMT)
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