Mainz (ots) - Die Jugend taugt nichts. Das meint zumindest ein Drittel der Erwachsenen, das laut Kinderreport kein Vertrauen in die Demokratiefähigkeit der heranwachsenden Generation hat. Das liegt aber keineswegs an der Jugend selbst. Sie ist lediglich ein Synonym für Zukunft - und Zweifel an dieser entstehen bei Erwachsenen aus einer sozialen Unsicherheit heraus. Ein ungewisses ökonomisches und politisches Morgen lässt sie ihre Skepsis auf die Jugend projizieren. Das können vor allem die Parteien wieder ändern. Eine große Aufgabe. Derzeit ist die soziale Ungleichheit in Deutschland eine der größten Europas. Hinzu kommt ein Rentensystem, das seit Jahren angezählt wird. Die Unsicherheit und die Angst vor einem Abstieg treiben viele Wähler in die Arme der rechtspopulistischen AfD. Als Antwort versuchen die etablierten Parteien, sich von der AfD abzugrenzen. Doch das reicht nicht. Denn um den Trend aufzuhalten, müssen sich die Parteien nicht nur von der AfD, sondern vor allem untereinander wieder stärker unterscheiden. Nach der zweiten Großen Koalition binnen drei Legislaturperioden hat sich vielerorts ein Gefühl des Stillstands, eines politischen Einheitsbreis manifestiert. Die klassischen Konfliktlinien scheinen verblasst. Ebenso schwindet beim Wähler das Gefühl, durch die Wahl einen Politikwechsel anstoßen zu können. Deshalb braucht Deutschland wieder eine Parteienlandschaft mit mehr programmatischer Schärfe. Mit Parteien, die zum Mitmachen einladen, die Lust an der Debatte wecken. Sonst bleiben die sozialen Ungleichgewichte und Generationenkonflikte auf lange Zeit ungelöst.
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