FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein Befreiungsschlag durch den Verkauf des
verlustreichen brasilianischen Stahlwerks hat der zuletzt stockenden
Kursentwicklung bei Thyssenkrupp
Die Anleger reagierten denn auch euphorisch und trieben den Kurs
in der Spitze bis auf 24,645 Euro. Das war der höchste Stand seit
Mitte 2015. Am späten Vormittag führten die Papiere mit einem Plus
von 6,13 Prozent auf 24,59 Euro die Gewinnerliste im Dax
Der Stahlkonzern Ternium zahlt laut Thyssenkrupp 1,5 Milliarden Euro für das Werk. Da dies rund 900 Millionen Euro weniger ist als die Essener den Standort derzeit in der Bilanz bewerten, muss diese Summe abgeschrieben werden. "Das wird wohl unter dem Strich zu einem Verlust führen", sagte Finanzchef Guido Kerkhoff mit Blick auf das Jahresergebnis.
ANALYST: RISIKEN SINKEN DURCH VERKAUF
Der Verkaufspreis von umgerechnet rund 3 Euro je Thyssenkrupp-Aktie liege deutlich über dem von ihm bei der Bewertung angesetzten null Euro, schrieb Experte Ingo Schachel von der Commerzbank. Positiv seien zudem die infolge der Transaktion abnehmenden Gewinnrisiken, eine geringere Komplexität sowie die gesunkene Abhängigkeit vom Stahlgeschäft.
Das Geschäft mit Aufzügen werde nun die Hälfte zum operativen Konzernergebnis (Ebit) beitragen, hob Schachel positiv hervor. Genau wegen der soliden Entwicklung dieser Sparte sowie des Geschäfts mit Autokomponenten hatte sich Thyssenkrupp bei der Vorlage von Quartalszahlen vor zwei Wochen zufrieden mit dem Start ins Geschäftsjahr 2016/2017 (Ende September) gezeigt.
AKTIE MIT STARKEM LAUF IN DEN VERGANGENEN MONATEN
Investoren hatten sich damals aber noch skeptisch gegeben. Sorgen bereitete einigen Anlegern der Anstieg der Verschuldung. Die Zahlen hatten daher nach der starken Kursentwicklung der vergangenen Monate keine positiven Impulse verliehen. Die Schulden können nun aber mit dem Verkauf des brasilianischen Stahlwerks reduziert werden.
Seit dem Verlaufstief im Februar 2016 hat sich der Wert der Thyssenkrupp-Papiere nun fast verdoppelt. Besser hat in diesem Zeitraum kein anderer Dax-Wert abgeschnitten. Rückenwind lieferten die gestiegenen Stahlpreise sowie die Hoffnung auf eine Lösung für das angeschlagene europäische Stahlgeschäft. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen hierbei erstmals Gespräche mit dem indischen Konkurrenten Tata bestätigt und zuletzt Fortschritte verkündet. Konkrete Ergebnisse stehen aber noch aus./mis/edh/das
ISIN DE0007500001
AXC0126 2017-02-22/11:36