
Von Andrea Thomas und Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu einer Klarstellung seines Nazi-Vergleiches aufgefordert, der zu großer Empörung bei der deutschen Politik geführt hat. "Es wäre klug, wenn Präsident Erdogan wirklich schnell einen Weg finden würde, das aus der Welt zu schaffen", sagte Schäuble zu Journalisten ausländischer Medien in Berlin. Alle hätten ein Interesse daran, "nicht in einen Wettlauf der Eskalation einzutreten", erklärte Schäuble. Die Bundesregierung habe ein Interesse an einer stabilen und prosperierenden Türkei, er sei aber besorgt über die gegenwärtige Situation.
In der Diskussion um die Hilfen für Griechenland forderte der deutsche Finanzminister Athen erneut dazu auf, sich an die mit der Eurogruppe getroffenen Vereinbarungen zu halten. Schäuble sagte, er sei "zuversichtlich" für eine Einigung zwischen Griechenland und seinen Geldgebern bei der derzeitigen Überprüfung der Reformzusagen, wenn Athen die Vereinbarung mit der Eurogruppe respektiere. Jedoch sah er gegenwärtig "nicht den richtigen Zeitpunkt" für Diskussionen über zusätzliche Schuldenerleichterungen für Athen.
Ausdrücklich verteidigte der Bundesfinanzminister vor den ausländischen Medien den aus dem Ausland vielfach kritisierten hohen deutschen Leistungsbilanzüberschuss. "Niemand kann behaupten, dass wir durch irgendwelche Manipulation diese Überschüsse erreichen." Der Überschuss folge vielmehr aus der hohen deutschen Wettbewerbsfähigkeit, meinte Schäuble.
Mit Blick auf die Wirtschaftslage betonte er zudem, die höhere Inflation spiegele Fortschritte bei der wirtschaftlichen Erholung in der Eurozone wider. In der vor allem von den USA aufgebrachten Diskussion um eine Deregulierung des Bankensektors mahnte der CDU-Politiker dazu, die Lehren aus der Finanzkrise zu erinnern. Auch forderte er, die Vereinbarung zum Brexit dürfe keine falschen Anreize für andere EU-Länder setzen, die Europäische Union zu verlassen.
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March 07, 2017 07:38 ET (12:38 GMT)
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