LONDON (dpa-AFX) - Die Inflation in Großbritannien liegt erstmals seit mehr als drei Jahren über zwei Prozent. Die Verbraucherpreise seien im Februar um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen, teilte das Statistikamt ONS am Dienstag in London mit. Das ist die höchste Inflationsrate seit September 2013. Experten hatten mit einer etwas geringeren Rate von 2,1 Prozent gerechnet. Jetzt sehen sie etwas erhöhten Druck auf die Bank of England, ihre Geldpolitik zu straffen.
Entsprechend fielen die Reaktionen an den Finanzmärkten aus: Das britische Pfund legte nach Veröffentlichung der Zahlen zu und stieg im Verhältnis zum US-Dollar auf den höchsten Stand in diesem Monat bei 1,2474 Dollar. Die Rendite zehnjähriger britischer Staatspapiere kletterte bis auf 1,30 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Mitte Februar. Noch am Vorabend hatte die Rendite unter 1,23 Prozent gelegen.
KERNRATE BEI 2,0 PROZENT
Im Januar hatte die Teuerungsrate noch bei 1,8 Prozent gelegen. Die Kerninflationsrate, die etwa Energie ausklammert und den grundlegenden Preistrend besser wiedergibt, lag im Februar bei 2,0 Prozent und übertraf damit ebenfalls die Erwartungen.
Die Inflationsrate hat mit dem jüngsten Anstieg das Zwei-Prozent-Ziel der Bank of England übertroffen. Die Notenbank deutete zuletzt mehrfach an, dass ihre Toleranz begrenzt sei, eine über das Inflationsziel hinausgehende Teuerung zu dulden. Unter anderem das schwache Pfund sorgt seit dem Brexit-Votum für steigende Preise, weil es Importe verteuert. Notenbanken können sich grundsätzlich durch Zinsanhebungen gegen steigenden Inflationsdruck stemmen.
EXPERTIN: ZINSEN KÖNNTEN SCHNELLER STEIGEN ALS GEDACHT
Die Zahlen zeigten, dass die weitere Inflationsentwicklung die Erwartungen der Notenbanker übertreffen könnte, sagte Ruth Gregory, Expertin beim Analysehaus Capital Economics. Im unsicheren Umfeld rund um die Brexit-Verhandlungen werde die Notenbank zwar zunächst still halten. Wenn sich die britische Wirtschaft aber weiter positiv entwickle, "könnten die Zinsen schon eher steigen als die Märkte bislang erwarten."
Zuletzt hatte die Bank of England bei ihrer Zinsentscheidung vergangene Woche ihre Geldpolitik unverändert beibehalten. Allerdings war diese Entscheidung nicht einstimmig gefallen. Mit Kristin Forbes stimmte ein Mitglied im Offenmarktausschuss für eine Zinserhöhung./tos/jkr/jha/
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