Von Matthias Goldschmidt
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Postbank hat 2016 wegen hoher Investitionen und des schwachen Umfelds einen deutlichen Gewinnrückgang verbucht. Für das laufende Jahr ist die Tochter der Deutschen Bank gleichwohl zuversichtlich und hofft auf einen Anstieg des Gewinns. Die Deutsche Bank will die Postbank im Rahmen ihrer kürzlich verkündeten neuen strategischen Ausrichtung entgegen früherer Absichten doch behalten. Sie soll in den Konzern integriert und mit dem eigenen Privatkundengeschäft zusammengeführt werden.
Die Gesamterträge stiegen 2016 zwar auf 3,32 von 3,14 Milliarden Euro, wobei einem niedrigeren Zinsüberschuss höhere Provisionsennahmen gegenüber standen. Allerdings legte auch der Verwaltungsaufwand auf 2,85 von 2,59 Milliarden Euro zu. Grund war die Einbeziehung von Servicegesellschaften in den Konsolidierungskreis. Ohne diesen Effekt seien die Kosten um 1 Prozent gesunken, so die Bank.
Das Vorsteuerergebnis sank auf 307 von 584 Millionen Euro. Bereinigt um Sonderposten verdiente die Bank vor Steuern 468 Millionen Euro nach 523 Millionen zuvor. Zu diesem Sonderposten zählten unter anderem strategische Initiativen, die mit 209 Millionen Euro, sowie Rechtsrisiken im Verbraucherschutzbereich, die mit 59 Millionen Euro zu Buche schlugen. Positiv wirkte sich dagegen der Ertrag aus dem Verkauf von Visa Europe an die Visa Inc aus, der 104 Millionen Euro in die Kassen der Postbank spülte. Der Konzerngewinn sackte um fast die Hälfte auf 317 Millionen Euro ab.
Wegen des weiteren Abbaus risikogewichteter Aktiva verbesserte die Postbank ihre Kapitalausstattung. Die harte Kernkapitalquote nach Vollumsetzung des Bankenregelwerks Basel 3 stieg zum Jahresende auf 12,4 Prozent von 11,5 Prozent im Vorjahr.
Im laufenden Jahr rechnet die Postbank mit einem "deutlichen Anstieg" des Vorsteuerergebnisses. Bereinigt um Sondereffekte soll es im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich zulegen.
Die Postbank hat in den letzten knapp zwei Jahren an der Entflechtung von der Deutschen Bank gearbeitet, wofür auch Kosten anfielen. Nach dem Strategieschwenk der Deutschen Bank steht jetzt die Integration auf dem Programm. Einen detaillierten Plan dafür gibt es noch nicht. Der soll bis Jahresende vorgestellt werden. Mit einem Kundenstamm von mehr als 20 Millionen erhofft sich die Deutsche Bank als klarer Marktführer im Privatkundengeschäft in erster Linie Größenvorteile in einem stark fragmentierten deutschen Bankenmarkt.
Die Integration in den Konzern wird weitere Stellen bei der Postbank kosten, schon allein weil sie wegen der fortschreitenden Digitalisierung weniger Zweigstellen wird vorhalten müssen. Die Synergien durch die Zusammenführung beziffert der Konzern auf 900 Millionen Euro ab 2022, die Restrukturierungs- und Abfindungskosten auf 1,0 Milliarden Euro. Postbank-Chef Frank Strauß wird im Zuge der Reintegration in den Vorstand der Deutschen Bank aufrücken.
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March 23, 2017 08:05 ET (12:05 GMT)
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