Mainz (ots) - Halbvoll oder halbleer ist bei der Bewertung der Arbeitsmarktstudie zur Integration von Flüchtlingen die falsche Frage. Weil das Glas gar nicht halbvoll ist. Bei den 50 Prozent, die nach fünf! Jahren einen Job haben, werden schließlich auch bezahlte Praktika und 450-Euro-Jobs mitgerechnet. Zudem hinkt der Vergleich mit der allgemeinen Erwerbstätigenquote von 74 Prozent, weil die Flüchtlinge überwiegend jung und männlich sind. Die Beschäftigungsquote dieser Gruppe liegt noch weit über der aller Einwohner im arbeitsfähigen Alter. Wer sich selbst um Flüchtlinge kümmert, erfährt zudem, dass verpflichtende Sprachkurse gut, aber kein Tagesprogramm sind. Die Flüchtlinge sehen sich zum Nichtstun verdammt und entwickeln so mit der Zeit typische Verhaltensweisen vieler Langzeitarbeitsloser. Zudem erlernt man die Sprache, die Gepflogenheiten und auch die Werte des Gastlandes allenfalls mühsam, wenn man halbtags die Schulbank drückt, um für den Rest des Tages unter Seinesgleichen abzutauchen. Am dringlichsten muss deshalb die vierwöchige Begrenzung für unbezahlte Praktika aufgehoben werden. Dänemark macht uns längst vor, wie aus einer Mischung von Motivieren und Sanktionieren erheblich bessere Integrationserfolge erzielt werden: Residenzpflicht bis zum ersten Job. Wer eine Sprachprüfung besteht, bekommt eine Prämie. Wer selbst verschuldet seinen Job verliert, dem wird die finanzielle Unterstützung gekürzt. Wer die Familie nachholen möchte, muss 7000 Euro angespart haben. Wenn unsere Volksparteien ihren Anspruch im Namen behaupten wollen, müssen sie - nicht nur in diesem Politikfeld - endlich auf mehr Pragmatismus umschalten.
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