FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 21. April 2017. Die Nervosität bei Anlegern wegen der Präsidentschaftswahl in Frankreich hat sich etwas gelegt. Je nach Wahlausgang könnte es Analysten zufolge aber ungemütlich werden.
Auch an den Anleihemärkten wartet derzeit alles auf die Wahl in Frankreich am Wochenende. Mit den jeweils neuesten Umfrageergebnissen sinkt oder steigt die Risikofreude. Aktuell ist Entspannung angesagt, denn die jüngsten Umfragen sehen den liberalen Kandidaten Emmanuel Macron schon im ersten Wahlgang klar vor der rechtsextremen Marine le Pen. Der Renditeaufschlag französischer Staatanleihen über deutschen, der zuvor deutlich angestiegen war, ist wieder geschrumpft. "Die Märkte zeigen sich stabil, Risiken werden weiter ausgeblendet", bemerkt Arthur Brunner von der ICF Bank.
Bei der Emission neuer, bis 2022 laufender Staatsanleihen musste die französische Schuldenagentur nur eine Rendite von 0,09 Prozent bieten, wie die Helaba berichtet. "Dies ist gegenüber der letzten Auktion Mitte März sogar ein Rückgang um 9 Basispunkte." Damals hatten politische Unsicherheiten wie die bevorstehende Wahl in den Niederlanden, die Frankreichwahl sowie der Türkei-Konflikt für hohe Renditen im gesamten Euroraum gesorgt.
Turbulenzen möglich Die als sichere Häfen geltenden deutschen Staatsanleihen sind etwas weniger gefragt: Der Euro-Bund-Future notiert am Freitagmittag bei 162,81 nach 163,64 Prozent vor gut einer Woche. Zehnjährige Bundesanleihen werfen aktuell 0,24 Prozent, vor Ostern waren es 0,19 Prozent.
"Kommende Woche könnte es an den Rentenmärkten im Euroraum starke Kursausschläge geben, insbesondere wenn Marine Le Pen besser abschneidet als von den Umfragen prognostiziert", kommentiert Markus Koch von der Commerzbank. Erst wenn es bei der Stichwahl am 7. Mai ein EU-freundliches Ergebnis gebe - also entweder Emmanuel Macron oder Francois Fillon gewinne -, würden sich die Risikoaufschläge französischer Anleihen um etwa 20 bis 30 Basispunkte verringern.
EZB-Sitzung: nichts Neues erwartet
Am kommenden Donnerstag steht die nächste EZB-Sitzung an. Die Helaba geht allerdings nicht davon aus, dass es Veränderungen oder neue Ankündigungen geben wird. "Vielmehr lassen Äußerungen diverser EZB-Vertreter und der Rückgang der EWU-Kernteuerung darauf schließen, dass der Tenor beibehalten wird, wonach die Leitzinsen bis nach Beendigung des Anleihekaufprogramms nicht erhöht werden", erklärt Viola Julien.
Unruhe um Venezuela
Für Nervosität unter Anlegern sorgt die sich zuspitzende Lage im krisengeschüttelten Venezuela. Die Umsätze mit venezolanischen Anleihen stiegen deutlich an, wie Rainer Petz von Oddo Seydler feststellt. "Es ist eine Berg- und Talfahrt." Der Kurs eines bis 2027 laufenden Bonds mit Kupon von 9,25 Prozent (WKN 195081) fiel kurz unter 45 Prozent, jetzt sind es wieder 49,60 Prozent.
Zickzack-Kurs bei Rickmers
Schlagzeilen macht derzeit Rickmers. Die kriselnde Reederei hat einen Restrukturierungsplan vorgelegt, um die hohe Schuldenlast zu reduzieren. "Wir sehen viel Umsatz", erklärt Petz. Die Anleihe (WKN A1TNA3) über 200 Millionen Euro, die noch bis zum Juni 2018 läuft und auch von vielen Privatanlegern gehalten wird, reagierte erst mit einem Kursanstieg von 8 auf fast 17 Prozent, aktuell sind es wieder nur 10,95 Prozent. "Positiv aufgenommen wurde, dass die am 11. Juni fälligen Zinsen unter bestimmten Umständen bezahlt werden sollen."
Hoch und runter ging es Petz zufolge in dieser Woche auch für Air Berlin-Anleihen (WKN AB100B), etwa für den bis April 2018 laufenden Bond mit Kupon von 8,25 Prozent. "Auslöser war wohl die Meldung, dass die Lufthansa die Gemeinschaftsflüge mit der arabischen Airline Etihad, die an Air Berlin beteiligt ist, vorerst nicht ausweiten will", vermutet der Händler.
Eyemaxx-Wandler mit vielen Abnehmern
Im Bereich der Neuemissionen kommt eine Wandelanleihe des Immobilienentwicklers Eyemaxx Real Estate (WKN A2DAJB) mit Kupon von 4,5 Prozent und Laufzeit bis Dezember 2019 gut an, wie Brunner meldet. "Die Zeichnung wurde am Donnerstag vor Ostern vorzeitig beendet." Aktuell wird das Papier zu 102,885 Prozent gehandelt.
von: Anna-Maria Borse, 21. April 2017, sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter
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