Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Die Bundesnetzagentur hat den vier Übertragungsnetzbetreibern den Bau und Betrieb eigener Kraftwerke in Süddeutschland erlaubt. Damit soll das deutsche Stromnetz vor Zusammenbrüchen geschützt werden.
"Die Bundesnetzagentur hält einen Neubau solcher Anlagen für angezeigt, um ein hohes Sicherheitsniveau im Netzbetrieb erhalten zu können", teilte die Bonner Behörde mit.
Allerdings hält sie dafür weniger zusätzliche Leistung für angemessen. Statt für die von den Netzbetreibern geforderten 2 Gigawatt gaben die Beamten ihr Plazet nur für 1,2 Gigawatt. Das entspricht etwa einem großen Atomkraftwerk.
Wegen der Abschaltung der Kernkraftwerke bis 2022 könnte es in den südlichen Bundesländern zu Engpässen kommen, da es an Leitungskapazitäten fehlt. Die großen Stromautobahnen, die den Windstrom aus dem Norden zu den Industriebetrieben in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen bringen sollen, werden frühestens 2025 fertig.
Aus den Reihen der Stadtwerke hatte es zuvor massive Kritik an dem Ansinnen der Übertragungsnetzbetreiber gegeben, die für die Verteilung des Stromes in der Republik zuständig sind. Sie warnten vor einem Rückfall in alte Monopolzeiten und einer Abkehr vom Wettbewerb.
Den Strom aus den zusätzlichen Sicherungskraftwerken werden Haushalte und Betriebe über die Netzumlage bezahlen. Die Turbinen dürfen laut Netzagentur nicht regulär Strom produzieren, sondern nur im Notfall, wenn Stromausfälle drohen. Ob die Übertragungsnetzbetreiber Amprion, 50 Hertz, Transnet BW und Tennet tatsächlich eigene Turbinen bauen und betreiben oder einen der Stromkonzerne wie RWE oder Uniper beauftragen und bezahlen, lässt die Entscheidung der Netzagentur offen. Der Beschluss steht außerdem noch unter Vorbehalt einer europarechtlichen Prüfung.
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May 31, 2017 04:58 ET (08:58 GMT)
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