Von Hans Bentzien
TALLINN/FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) denkt nach den Worten ihres Präsidenten Mario Draghi noch nicht an eine Normalisierung ihrer Geldpolitik. In seiner Pressekonferenz nach der Ratssitzung in Tallinn sagte Draghi auf die Frage, ob über eine derartige Normalisierung diskutiert worden sei: "Die Antwort ist nein." Auf eine ähnliche Frage antwortete er: "Das wurde nicht diskutiert."
Zuvor hatte die EZB beschlossen, Leitzinsen und Wertpapierkäufe unverändert zu lassen. Zugleich ließ sie jedoch ihre Prognose fallen, dass die Zinsen weiter sinken könnten. Stattdessen heißt es im aktuellen Statement, dass die Leitzinsen für längere Zeit - und zwar weit über die Zeitdauer von Wertpapierkäufen hinaus - auf dem aktuellen Niveau bleiben dürften.
Draghi zufolge schließt sie EZB aber weitere Zinssenkungen nicht aus. "Basierend auf den aktuellen Einschätzungen und Informationen rechnen wir derzeit nicht damit, dass die Zinsen sinken", sagte er. Sollten sich die Dinge allerdings verschlechtern, sei durchaus eine Zinssenkung möglich.
Draghi erklärte die Streichung des "Easing Bias" bei den Zinsen damit, dass die Deflationsrisiken geschwunden seien. Draghi sagt weiter, dass sich der EZB-Rat nun auf die Stärke seines Ankaufprogramms verlasse.
Die Forward Guidance zu diesem Programm hatte der EZB-Rat unverändert gelassen. Draghi sagte dazu in seiner Erklärung: "Sollte sich der Ausblick eintrüben oder sollten sich die Finanzierungsbedingungen in einer Weise verändern, die dem Ziel einer nachhaltig höheren Inflation zuwiderlaufen, würde der EZB-Rat Volumen und/oder Dauer des Ankaufprogramms erhöhen."
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June 08, 2017 09:13 ET (13:13 GMT)
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