NEW YORK (Dow Jones)--Die Blicke der Wall Street sind am Dienstag auf Janet Yellen gerichtet. Nach den zuletzt überwiegend schwachen US-Konjunkturdaten wird mit Spannung darauf gewartet, ob die Chefin der US-Notenbank den Zinserhöhungskurs der Fed verteidigen wird. Während die Notenbank bis Ende nächsten Jahres bislang mit vier weiteren Erhöhungen plant, geht der Markt lediglich von zwei weiteren Zinsschritten in diesem Zeitfenster aus. Der Dow-Jones-Index zeigt sich gegen Mittag (Ortszeit New York) 0,1 Prozent höher bei 21.431 Punkten. Der S&P-500 tendiert kaum verändert, der Nasdaq-Composite gibt um 0,3 Prozent nach.
Die US-Konjunkturdaten des Tages enthielten Licht und Schatten. Der Case-Shiller-Hauspreisindex blieb mit einem Zuwachs von 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr leicht unter der Erwartung einer Zunahme um 6,0 Prozent. Allerdings stammten die Daten bereits aus dem April. Dafür überraschte der Index des Verbrauchervertrauens positiv, was den Verkaufsdruck am Aktienmarkt lindert. Der entsprechende Index stieg im Juni auf 118,9 Punkte, während Volkswirte einen Rückgang auf 116,0 erwartet hatten. Im Mai war ein Indexstand von 117,6 verzeichnet worden.
Keine Reaktion rufen die gesenkten Wachstumsprognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die USA bislang am Markt hervor. Der IWF rechnet für 2017 und 2018 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von je 2,1 Prozent. Im Rahmen seines Weltwirtschaftsausblicks hatte der IWF im April noch Wachstumsraten von 2,3 und 2,5 Prozent vorausgesagt. Laut IWF leiden die USA unter einer wachsenden öffentlichen Verschuldung, einem 10 bis 20 Prozent überbewerteten US-Dollar und einer markant verschlechterten internationalen Investmentposition.
Euro mit Draghi-Aussagen auf Höhenflug
Der Euro legt am Dienstag nach Aussagen von Mario Draghi kräftig zu. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) hat erklärt, dass die Inflation in der Eurozone derzeit von vorübergehenden Effekten gebremst werde. Implizit bedeute dies natürlich, dass sie bei Auslaufen dieser Effekte viel höher ausfallen werde. Marktteilnehmer interpretieren die Draghi-Aussagen auch dahingehend, dass sich die konjunkturelle Erholung nun in der ganzen Breite zeige. Der Euro überwand in der Spitze knapp die Marke von 1,13 Dollar von 1,1145 Dollar vor den Aussagen. Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung bei 1,1297 Dollar.
Den entscheidenden Impuls für den Dollar dürfte die Yellen-Rede im Handelsverlauf liefern. In Erwartung falkenhafter und tendenziell dollarstützender Aussagen neigte dieser auf Tagessicht zu anderen Währungen zur Stärke. Der Greenback steigt auf 112,45 Yen nach Wechselkursen um 111,32 Yen am Vortag und damit den höchsten Stand seit einem Monat.
Der Goldpreis, der am Vortag massiv unter Druck geraten war - im Handel tippte man auf einen Eingabefehler eines Marktakteurs -, erholt sich. Die Feinunze erhöht sich um 0,2 Prozent auf 1.247 Dollar, nach einem Vortagestief bei 1.236 Dollar. Der Preis für die Feinunze hatte am Vortag in London in einer schnellen Bewegung 1 Prozent verloren und dies bei extrem hohen Umsätzen von rund 1,8 Millionen gehandelter Unzen innerhalb einer Minute.
Die Ölpreise haben ihre Volatilität zunächst abgelegt und erholen sich etwas von den jüngsten Abgaben. Zusätzlichen Auftrieb erhalten sie von Berichten über Cyberangriffe auf verschiedene europäische Unternehmen, darunter den russischen Ölkonzern Rosneft. Händler verweisen zur Begründung aber vor allem auf den schwächeren Dollar, wogegen die übergeordneten Probleme weiter gegen eine deutliche Erholung der Notierungen sprechen. "Damit sich das Sentiment bessert, braucht es belastbare Daten", sagt Analyst Miswin Mahesh von Energy Aspects. Vor diesem Hintergrund sind die Blicke bereits auf die wöchentlichen US-Öllagerdaten gerichtet, die am Mittwoch bekannt gegeben werden. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI legt um 2,2 Prozent auf 43,35 Dollar zu. Für Brent geht es um 2,4 Prozent auf 46,92 Dollar nach oben.
In Reaktion auf die Draghi-Aussagen fallen weltweit die Notierungen an den Anleihemärkten. Die US-Treasurys machen da keine Ausnahme. Im Gegenzug steigt die Rendite zehnjähriger US-Papiere um 6 Basispunkte auf 2,20 Prozent. Ansonsten sind auch hier die Blicke der Investoren auf die Yellen-Rede gerichtet.
Alphabet-Aktie mit Google-Strafe unter Druck
Dank der steigenden Zinsen halten sich Bankenwerte besser als der Markt. JP Morgan steigen um 1,5 Prozent und Goldman Sachs um 0,5 Prozent. Aktien der Ölbranche folgen den Ölpreisen nach oben. So verbuchen Chevron ein Plus von 0,5 Prozent, für Exxon geht es um 0,4 Prozent aufwärts.
Bei den Einzelwerten steht die Aktie der Google-Mutter Alphabet im Blickpunkt. Die Europäische Kommission hat eine Rekordstrafe von 2,42 Milliarden Euro gegen die Internet-Suchmaschine Google verhängt. Brüssel wirft dem US-Internetportal vor, seine Marktdominanz zu missbrauchen, um seine eigenen Shopping-Vergleichsportale zu begünstigen, wie die EU-Kommission mitteilte. Die Strafe ist damit deutlich höher als gedacht ausgefallen. Erwartet worden war nur eine Buße von 1 bis 2 Milliarden Euro. Die Alphabet-Aktie verliert 1 Prozent.
General Motors (GM) hat das Absatzziel für den US-Markt gesenkt. Der Konzern rechnet dieses Jahr mit einem Absatz von etwas mehr als 17 Millionen Autos, sagte Finanzchef Chuck Stevens. Bisher hatte GM die Branchenverkäufe noch in etwa auf dem Vorjahreswert von 17,55 Millionen Autos gesehen. Zudem sei das Marktumfeld insgesamt härter geworden. Die Aktie verliert 0,1 Prozent.
Die Papiere von Western Digital verzeichnen ein Minus von 0,4 Prozent. Der Festplatten- und Halbleiterhersteller präzisierte den Ausblick auf das vierte Quartal. Zwar hob die Gesellschaft ihre Gewinnerwartung aufgrund einer verbesserten Margenentwicklung leicht an, zugleich hielt sie aber an der Gesamtjahresprognose für den Gewinn fest. Bei den Umsatzprognosen blieb alles beim Alten.
Gut kommen die Geschäftszahlen von Darden Restaurants an. Die Aktie legt um 4,8 Prozent zu. Der Quartalsausweis von Factset überzeugte hingegen nicht in allen Punkten. Der Kurs sinkt um 0,7 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 21.431,48 0,10 21,93 8,44 S&P-500 2.439,90 0,03 0,83 8,98 Nasdaq-Comp. 6.230,24 -0,27 -16,91 15,74 Nasdaq-100 5.753,31 -0,42 -24,28 18,29 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,38 4,5 1,33 17,5 5 Jahre 1,81 5,8 1,76 -10,9 7 Jahre 2,04 6,4 1,97 -21,1 10 Jahre 2,20 5,9 2,14 -24,6 30 Jahre 2,75 5,3 2,70 -31,6 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:30 Mo, 17.15 Uhr % YTD EUR/USD 1,1297 +0,88% 1,1198 1,1201 +7,4% EUR/JPY 126,95 +1,52% 125,05 124,85 +3,3% EUR/CHF 1,0892 +0,04% 1,0887 1,0875 +1,7% EUR/GBP 0,8839 +0,53% 0,8793 1,1372 +3,7% USD/JPY 112,38 +0,63% 111,68 111,44 -3,9% GBP/USD 1,2781 +0,37% 1,2735 1,2737 +3,6% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 44,35 43,38 +2,2% 0,97 -22,1% Brent/ICE 46,92 45,83 +2,4% 1,09 -20,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.246,91 1.244,40 +0,2% +2,51 +8,3% Silber (Spot) 16,60 16,61 -0,0% -0,01 +4,2% Platin (Spot) 919,80 918,00 +0,2% +1,80 +1,8% Kupfer-Future 2,65 2,63 +0,9% +0,02 +5,2 ===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/cln/ros
(END) Dow Jones Newswires
June 27, 2017 11:58 ET (15:58 GMT)
Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.