Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Das Ifo Institut für Wirtschaftsforschung hat Deutschland gegen Kritik wegen seines hohen Leistungsbilanzüberschusses in Schutz genommen. "Die Kritik an Deutschlands Leistungsbilanzüberschuss ist überzogen", erklärte das Institut in einer Mitteilung. "Der Überschuss schadet weder anderen Ländern noch Deutschland selbst", erklärten die Münchner Ökonomen als Resultat einer Studie.
Wegen der Überschreitung der EU-Regeln sollte Deutschland aber durch eine Reform der Unternehmensbesteuerung private Investitionen anregen, schlugen sie vor. Sie forderten beschleunigte Abschreibungen, eine verbesserte Verlustverrechnung und eine steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung.
Die Wirtschaftsforscher räumten ein, dass zwar mehr Nachfrage aus Deutschland Ländern helfen würde, die unter Arbeitslosigkeit leiden. Aber ein geringerer Überschuss würde wegen geringerer Kapitalexporte die Zinsen erhöhen und hoch verschuldete Länder dadurch belasten. "Der Überschuss ist entstanden, weil Deutschland seit 2001 deutlich mehr gespart, mehr im Ausland investiert und die staatliche Neuverschuldung abgebaut hat", erklärte Ifo Präsident Clemens Fuest.
Der Staat habe seine finanzielle Position seit 2001 um 4 Prozentpunkte an der Wirtschaftsleistung verbessert, der private Sektor sogar um 5 Prozentpunkte. So sei 2016 ein Leistungsbilanzüberschuss von 8,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entstanden. Getrieben worden seien die Überschüsse auch durch den niedrigen Euro-Kurs und die Anleihekaufprogramme der Europäischen Zentralbank. Die gesunkenen Ölpreise und Preisrückgänge bei anderen Importen hätten allein 2 Prozentpunkte ausgemacht.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/apo
(END) Dow Jones Newswires
July 14, 2017 08:04 ET (12:04 GMT)
Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.