Liebe Leserin, lieber Leser,
die Deutsche Lufthansa AG ("Lufthansa") veröffentlichte zu Wochenbeginn vorläufige Zahlen für das erste Halbjahr 2017. Und die konnten sich wirklich sehen lassen: Der Umsatz stieg um satte 2 Mrd. Euro (von 15,0 auf 17,0 Mrd. Euro) und das "adjusted Ebit" verdoppelte sich fast, von 529 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2017 auf 1,042 Mrd. Euro in den ersten sechs Monaten 2017.
Chart Lufthansa Aktie
Was für ein Chart! Ich erinnere mich daran, dass ich ungefähr zu Jahresanfang dachte, wenn der Kurs nochmal einstellig wird, kaufe ich antizyklisch. Die Notierung fiel aber nur bis auf ca. 11,30 Euro, um danach zu steigen…und zu steigen. Eine dieser "hätte ich doch"-Geschichten. Wenn Sie dabei sind, gratuliere ich! Quelle Chart: tradingview.com
Das "Ebit" ist das Ergebnis vor Steuern und Zinsen, "adjusted" steht für bereinigt. Um was genau bereinigt, weiß ich nicht - dazu gilt es die vollständigen Quartals- bzw. Halbjahreszahlen abzuwarten. Diese soll es planmäßig am 2. August geben.
Lufthansa: Mehr Umsatz, mehr Gewinn, weniger Schulden
Diese vorläufigen Zahlen sehen jedenfalls klasse aus. Kein Wunder, dass da der Vorstand der Lufthansa die Prognose für das Gesamtjahr in Bezug auf das "adjusted EBIT" anhebt. Statt wie bisher "leicht unter Vorjahr" soll dieses nun "über Vorjahr" liegen. Nun, nach dem starken ersten Halbjahr sieht das in der Tat so aus. Ich schaue gerne auf Kennzahlen, die nicht so im Rampenlicht stehen und manchmal recht aussagekräftig sein können.
So kann eine "Bereinigung" auf dem Papier Sachverhalte deutlich ändern, ohne dass es cash-wirksam ist. Anders sieht es bei Punkten wie der Nettokreditverschuldung aus. Die lässt sich nicht so leicht weg-bereinigen. Und bei der Lufthansa ist den vorläufigen Zahlen zufolge die Nettokreditverschuldung von Ende 2016 bis Ende Juni 2017 von 2,7 Mrd. Euro auf 1,1 Mrd. Euro gesunken. 1,6 Mrd. Euro weniger Schulden in einem halben Jahr! Das finde ich eine starke Leistung.
Die vollständige Meldung der Lufthansa zu den vorläufigen Halbjahreszahlen finden Sie bei Interesse unter diesem Link
Und dann der Blick auf Paion:
Nachdem Paion Ende Juni "positive Headline-Daten" zur laufenden Remimazolam Phase III-Studie gemeldet hatte, war der Kurs der Aktie wie in so einem Fall wahrscheinlich zunächst nach oben geschossen. Inzwischen hat sich die Lage aber wieder beruhigt und nach Gewinnmitnahmen hat sich die Notierung auf niedrigerem Niveau wieder eingependelt. Als Nicht-Mediziner hatte ich mich mit der Bewertung des Ergebnisses zurückgehalten. Und ich weiß, dass auch schon in der Phase III Absagen von der zuständigen US-Behörde FDA vergeben wurden. "Sicher" im Sinne einer erfolgreichen Zulassung von Remimazolam ist also auch nach den "positiven Headline-Daten" noch nichts.
Paion: Neue Mittel durch Privatplatzierung
Was aber sicher ist, laut Unternehmensmitteilung: Paion hat sich frische Mittel im Rahmen einer Privatplatzierung besorgt. Ich habe eben nachgeschaut, wie hoch die liquiden Mittel von Paion zum Ende des ersten Quartal (= letzte Quartalszahlen) waren. Antwort: 28,7 Mio. Euro, und "Kassenreichweite bis mindestens Ende 2018", hieß es damals. Zu Wochenbeginn dann aber die Mitteilung: Paion habe im Rahmen einer Privatplatzierung exakt 2.824.515 neue Aktien für 2,8444 Euro je Aktie bei zwei US-Investoren platziert. Das hat Vor- und Nachteile:
Einerseits hat sich so Paion rund 8 Mio. Euro gesichert, die maßgeblich für die "Vorbereitungen des europäischen Remimazolam-Phase-III-Entwicklungsprogramms" genutzt werden sollen. Andererseits verwässert sich dadurch der Anteil der bestehenden Aktionäre, denn die Zahl der neuen Aktien entspricht laut Paion "knapp 5 % des eingetragenen Grundkapitals". Einige könnten auch etwas verstimmt sein, da die neuen Aktien ohne Bezugsrecht der Alt-Aktionäre zugeteilt wurden und dies zu einem niedrigeren Kurs als der aktuellen Börsennotierung zum Zeitpunkt der Platzierung.
Und dann noch das Zitat zum Tag: "Aller Ruhm, den ich für mein Leben anstrebe, besteht darin, es ruhig durchlebt zu haben." - Michel de Montaigne
Mit herzlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel