BERLIN/BRÜSSEL (Dow Jones)--In der Affäre um Abgasmanipulationen bei deutschen Autos hat der Europaabgeordnete Markus Pieper die aktuelle Debatte als einseitig kritisiert. In 23 von 28 Mitgliedsstaaten würden die Grenzwerte für die Luftverschmutzung durch Stickstoffdioxid nicht eingehalten, erklärte der CDU-Politiker am Mittwoch. Doch flächendeckende Fahrverbote für neuere Dieselfahrzeuge drohten nur in deutschen Umweltzonen.
Die Diskussion um Dieselfahrverbote sei "deutschlastig", kritisierte Pieper, der Mitglied des EU-Verkehrsausschusses ist. Dieselgate und Stickoxide seien aber ein europäisches Phänomen. "So gut wie alle europäischen Autohersteller tragen Verantwortung dafür, dass in so gut wie allen EU-Mitgliedsländern Grenzwerte überschritten werden."
Bei der ganzen Diskussion habe man völlig aus dem Blick verloren, dass sich viele Autokäufer in ganz Europa gerade aus Klimagründen für einen Diesel entschieden hätten, meinte Pieper, der eine grenzüberschreitende Bekämpfung des Skandals forderte. "Fahrverbote würden jetzt die deutschen Dieselfahrer bestrafen, nicht aber die Manager, die die großangelegten Manipulationen und Kartellabsprachen zu verantworten haben."
Er vermisse derzeit verbindliche Kooperationen zwischen Brüssel und den nationalen Hauptstädten, erklärte Pieper. Nur schnelle Nachrüstaktionen im europaweiten Kontext könnten die Glaubwürdigkeit der Industrie noch retten.
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August 02, 2017 06:46 ET (10:46 GMT)
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