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HSH Nordbank
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Öl monthly: Auf die OPEC und Russland kommt es an

"Ohne OPEC-Abkommensverlängerung droht eine Ölmarktkapitulation ", sagt HSH Nordbank-Analyst Jan Edelmann.

Eine Kombination aus OPEC-Kürzungen, deren Einfluss auf die globalen Lagerbestände sowie ein starkes Ölnachfragewachstum im bisherigen Jahresverlauf haben die Preise für Rohöl in den letzten zwei Monaten wieder ansteigen lassen. Die Nordseesorte Brent handelt gegenwärtig bei 54 US-Dollar/Barrel - dem höchsten Stand seit Mitte April dieses Jahres. Unsere aktualisierte Angebots- und Nachfragebalance deutet auf eine deutliche Ölmarkteinengung hin mit stärker als saisonal zu erwartendem Abbau der globalen Öllagerbestände. Allerdings ist dadurch die Risiken eines erneuten Anstiegs der Ölvorräte 2018 auf Rekordstände, wie Ende vergangenen Jahres beobachtet, noch nicht gebannt, insbesondere dann nicht, wenn die OPEC-Staaten ihr Förderkürzungsabkommen nicht verlängern sollten. Denn sowohl die bisher beispiellose Ausweitung der Ölförderung im US-Schieferölsektor als auch die unerwartet starke Erholung der Produktion in Libyen und Nigeria dürften gegen Jahresende den Lagerabbau-Prozess deutlich verlangsamen. Ein erneuter Anstieg auf dieses Niveau würde mit einem Rückgang der Ölpreise auf rund 42 US-Dollar/Barrel korrespondieren. Ein solches Marktumfeld macht eine Verlängerung der OPEC-Kürzungen erforderlich, bis die globalen Öllagerbestände auf ein Normalniveau zurückgefahren sind und die Terminkurve vollständig in Backwardation ist.

Ohne OPEC-Abkommensverlängerung droht Ölmarktkapitulation

Der beispiellose schnelle Anstieg bei den US-Schieferölbohrungen und die unerwartet starke Wiederaufnahme der Ölförderung in Libyen/Nigeria sollte für eine Verlangsamung des Öllagerbestandsabbaus gegen Jahresende sorgen. Dies schafft das Risiko, dass die Normalisierung der Öllager-Vorräte nicht erreicht ist, wenn die OPEC-Kürzungsvereinbarung im März kommenden Jahres enden wird. Eine unmittelbare Rückkehr der OPEC und Russland zu ihren Marktanteilsstrategien dürfte dazu führen, dass mit einer starken Ausweitung der Fördermengen auf bisher unbekanntes Niveau zu rechnen ist. Unseren Erwartungen zufolge könnte die durchschnittliche gemeinsame Produktion der OPEC-Staaten und Russland im kommenden Jahr 46,3 Mio. Barrel/Tag (~ die Hälfte der weltweiten Gesamtförderung) betragen. Dieses ungezügelte Wachstum der beiden Partner im kommenden Jahr würde ein Plus von 2 Mio. Barrel im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 bzw. 1 Mio. Barrel über der bisherigen Rekordförderung (Ende 2016) bedeuten. Nicht zu vergessen die unerwartet starke Zunahme der Förderungen in Libyen und Nigeria. Diese beiden Länder bilden zwei sog. "Wild Cards" mit einem mittelfristigen (nachhaltigen) Produktionspotenzial von zusammengenommen 2,6 Mio. Barrel/Tag. Kehren die OPEC und Russland tatsächlich von ihrem taktischen Ziel (Normalisierung der Lagerbestände durch kurzzeitige Produktionskürzungen) zurück zu ihrer Marktanteilstrategie (d.h., langfristige Sicherung der Staatseinnahmen durch Gewinnung von Marktanteilen, d.h. langfristig in steigende Produktionskapazitäten hineinzuwachsen), droht dem Ölmarkt ein erneuter Anstieg der Öllagervorräte auf neue Rekordstände von mehr als 3000 Mio. Barrel (excl. US-NGLs). Dies dürfte die Märkte ähnlich stark unter Druck setzen wie zu Beginn des Jahres 2016, als an den Märkten registriert wurde, dass der Lagerplatz knapp zu werden drohte und die Rohölpreise unter 30 US-Dollar/Barrel fielen. Für die OPEC-Staaten besteht ein starker wirtschaftlicher Anreiz, einen signifikanten Anstieg der Ölvorräte 2018 zu verhindern und daher ihre Produktionsdrosselung über Q1-2018 hinaus zu verlängern, bis sich die Lagerbestände normalisiert haben und die Rohölkontraktkurve vollständig in Backwardation umschlägt. Dies würde die Ölmärkte um die von uns langfristig erwarteten Preisen von 55 US-Dollar/Barrel stabilisieren. Dabei kommt den am Förderkürzungsabkommen beteiligten Staaten das starke globale wirtschaftliche Umfeld zugute: Das globale Wachstum schlägt die Erwartungen, und weitere Aufwärts-Revisionen in Bezug auf die Konsens-Prognose von 3,5 % 2017 und 2018 sind wahrscheinlich. Unsere eigene Prognose für dieses Jahr beträgt 3,5% und 3,6 % für nächstes Jahr. Die Wachstumsstärke ist eindrucksvoll breit gefächert, wobei insbesondere die Eurozone bisher auf der Oberseite überrascht hat. Diese spürbar positive Entwicklung schlägt sich auch in der Ölnachfrage nieder. Der Monat Juli war der dritte Monat in Folge, bei der die Ölnachfrage um durchschnittlich mehr als 2 Mio. Barrel/Tag YoY gewachsen ist. Interessant hierbei ist, dass das Wachstum der Ölnachfrage in den OECD-Staaten sogar das Wachstum in den Nicht-OECD-Staaten überstieg.

Tiefere Kürzung heute führt schneller zum Ziel

Alternativ zu einer Verlängerung der Produktionskürzungen über März 2018 hinaus um weitere drei Monate würden stärkere Einschnitte heute eine schnellere Rückkehr zur übergeordneten Marktanteilsstrategie ermöglichen. Eine stärkere Kürzung heute (und ohne dies dem Markt vorab zu kommunizieren) würde einer Reduzierung der Fördermenge um etwa 3 Mio. Barrel/Tag entsprechen. Dieser Weg hätte zwei Vorteile: (1) Ein zu erwartendes größeres Defizit könnte vorab nicht eingepreist werden, sondern erst nachdem das Staatenbündnis das Angebot vom Markt genommen hat. Dies steht im starken Kontrast zum bisherigen Vorgehen der Länder. Bisher wurde stets im Vorfeld angekündigt, dass das Angebot verringert werden soll. Mit einer höchst flexiblen US Schieferöl-industrie führt dies allerdings zum Gegenteil des Gewünschten, wie im bisherigen Jahresverlauf eindrucksvoll zu beobachten war. (2) Kürzt die OPEC heute stärker, dürfte ihr die Rückkehr zu ihrer übergeordneten Marktanteilsstrategie wesentlich schneller und unkomplizierter gelingen, als wenn diese das gegenwärtige Kürzungsniveau beibehält, dafür allerdings die Kürzungsvereinbarung ein weiteres Mal verlängern müsste.

Kommunikation einer klaren Exit-Strategie ist notwendig

Um eine Rückkehr zu ihrer eigentlichen Strategie erfolgreich zu gestalten, sollte die OPEC bereits heute eine geeignete und vor allem glaubwürdige Exit-Strategie formulieren. Low-Cost-Produzenten müssten weiterhin explizit das Ziel einer wachsenden Produktion in den kommenden Jahren ausdrücken, um dadurch die Kontraktpreise am hinteren Ende auf der Terminkurve zu drücken (Backwardation). Dies steht im Einklang mit dem Wachstumsausblick der Vereinigten Arab. Emiraten, Kuwait sowie den Wachstumszielen von Iran, Irak und Algerien. Hinzu korrespondiert dies mit den Ölpreiserwartungen in den Staatshaushalten von Russland und Saudi-Arabien von 50 US-Dollar/Barrel. Dieser verbale Effekt auf die langfristigen Ölpreise kann auch durch den Verkauf von Ölfuture-Kontrakten am hinteren Ende der Terminkurve direkt erreicht werden. Da das heute produzierte Öl die gehandelten Futures-Volumina weit übertreffen, wäre die finanzielle Auswirkung einer solchen Strategie auf den Staatshaushalt vernachlässigbar gering. Die Low-Cost-Produzenten sollten dann die Produktion graduell hochfahren, auch wenn die Kapazitätslimits erreicht werden, um die Lagerbestände stabil und die Terminkurve in Backwardation zu halten. Dies erfordert fortgesetzte Investitionen in wachsende Produktionskapazitäten. Folgt die OPEC dieser Exit-Strategie, dürfte es ihr gelingen, die Ölpreise langfristig in einer Handelsspanne von durchschnittlich 52 - 58 US-Dollar/Barrel zu stabilisieren. Steigt die OPEC allerdings zu früh aus dem Abkommen aus oder kürzt sie in den kommenden Monaten (bis zum Ende des Abkommens) nicht deutlich mehr als vereinbart, dürfte es ihr schwer fallen, die Lagerbestände bis Ende März auf ein Normalniveau zurückzuführen. Die Konsequenz wäre wohl eine erneute Kapitulation an den Ölmärkten, die insbesondere den bereits schwer angeschlagenen lateinamerikanischen Förderern zusetzen dürfte. Da wir allerdings davon ausgehen, dass die OPEC sich ihrem Dilemma wohl bewusst sein dürfte, ist damit zu rechnen, dass entweder das Abkommen verlängert wird oder die Kürzungen bereits heute vertieft würden. Beide Wege führen zu einer Stabilisierung der Ölpreise in der anvisierten 52-58 US-Dollar/Barrel Handelsspanne. Entsprechend ist demnach auch unsere Prognose für 2018.


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© 2017 HSH Nordbank
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