Von Sue Chang, Mark DeCambre und Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Die Rekordjagd an der Wall Street hat am Montag keine Ermüdungszeichen gezeigt. Die US-Indizes markierten neue Rekordhochs, kamen im späten Geschäft dann aber temporär etwas zurück. Dies galt vor allem für die technologielastige Nasdaq. Letztlich verbuchte der Dow das siebte Tagesplus in Folge und das 40. Rekordhoch auf Schlusskursbasis. "Die ökonomischen Daten stützen weiterhin die Einschätzung, dass sich die globale Konjunktur verbessert", versuchte Präsidentin Maris Ogg von Tower Bridge Advisors den Optimismus zu erklären. Der Dow-Jones-Index gewann 0,3 Prozent auf 22.331 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Indizes legten um jeweils 0,1 Prozent zu. Umgesetzt wurden 0,82 (Freitag: 2,16) Milliarden Aktien, wegen des großen Verfalls waren die Umsätze am Freitag exorbitant hoch ausgefallen. Auf 1.676 (1.861) Kursgewinner an der NYSE kamen 1.273 (1.068) -verlierer, unverändert gingen 126 (140) Titel aus dem Handel.
Risikobereite Akteure gaben weiter den Takt an den Finanzmärkten vor. Sogenannte sichere Häfen wie Gold, Yen und auch Anleihen wurden im von Konjunkturoptimismus geprägten Umfeld eher vernachlässigt. Die Sorgen wegen der andauernden Provokationen Nordkoreas rückten weiter in den Hintergrund. Solange die Lage nicht in einen militärischen Konflikt zu eskalieren drohe, spiele sie am Markt keine größere Rolle, sagte Analyst Charalambos Pissouros von IronFX. US-Außenminister Rex Tillerson hatte gesagt, dass sein Land eine "friedliche Lösung" suche und Nordkorea zu einem konstruktiven Dialog an den Verhandlungstisch bringen wolle.
Nordkorea bleibt Unsicherheitsfaktor
Allerdings zeigten sich einige Akteure auch verwundert über die sorglose Haltung und die erkennbare Risikoneigung. "Vor nicht allzu langer Zeit machte man sich noch Sorgen wegen Nordkorea und der Unfähigkeit von US-Präsident Donald Trump, in Sachen Steuerreform und Infrastrukturvorschläge zu liefern - diese Probleme sind noch immer Thema, daher ist es bemerkenswert, dass der Dow in der vergangenen Woche so aggressiv gestiegen ist", sagte Analyst Connor Campbell von Spreadex. Zudem stehe Tillerson mit seinen Aussagen ziemlich allein, denn in Washington seien auch sehr viel schärfere Kommentare zu vernehmen, hieß es an anderer Stelle.
Hauptthema stellte die am Dienstag beginnende zweitägige Sitzung der US-Notenbank. Veränderungen bei den Zinsen werden zwar nicht erwartet, wohl aber, dass Notenbankchefin Janet Yellen den Startschuss für die Schrumpfung der auf 4,5 Billionen Dollar aufgeblähten Fed-Bilanz geben wird. "Auch wenn das real eine restriktivere Geldpolitik bedeutet, ist das auf Monat-zu-Monat-Basis marginal. Zudem wird das nahezu komplett auch so erwartet und dürfte damit vollständig eingepreist sein", sah Rob Carnell, Chef des Asien-Research bei ING, dem Termin gelassen entgegen.
Eine weitere Erhöhung der Leitzinsen noch im laufenden Jahr, wie von der US-Notenbank avisiert, wurde mit einer Wahrscheinlichkeit von 57 Prozent am Zinsterminmarkt eingepreist. Vorübergehend sei die Wahrscheinlichkeit dafür jüngst auf 30 Prozent abgesackt, betonten die RBC-Devisenexperten. Der Dollar zeigte sich dazu passend auf seinem zuletzt wieder etwas erhöhten Niveau stabil, zum Yen legte die US-Devise weiter zu. Der Euro ging mit 1,1952 Dollar wenig verändert zum Wochenschluss um. Einen Satz machte der Greenback im späten US-Handel zum kanadischen Dollar. Die Zentralbank des Nachbarn will genau beobachten, wie das erhöhte Zinsniveau und die Stärke des Kanada-Dollar auf die Konjunktur des Landes wirkt, wie Vizepräsident Tim Lane mitteilte.
Der Preis für die Feinunze Gold lag belastet von der Dollarstärke und der wieder etwas gestiegenen Aussicht auf steigende Zinsen mit 1.308 Dollar 0,9 Prozent unter dem Freitagsniveau und damit auf dem tiefsten Stand seit drei Wochen. Zum Höhepunkt der Krise um Nordkorea hatte sie jüngst noch 1.357 Dollar gekostet. Damit verbilligte sich das Edelmetall nun schon das fünfte Mal in den vergangenen sechs Sitzungen. Die gesunkene Risikoaversion machte sich auch am Rentenmarkt bemerkbar. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg um 2 Basispunkte auf 2,23 Prozent.
"Merger Monday"
Der Montag machte wieder mal seinem Ruf als "Merger Monday" alle Ehre. Northrop Grumman übernimmt den Rüstungswettbewerber Orbital ATK zu einem Kaufpreis von 7,8 Milliarden US-Dollar. Dazu kommen noch Schulden von Orbital in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar. Die Aktionäre von Orbital ATK bekommen 134,50 Dollar je Aktie. Das Papier hatte am Freitagabend bei 110,04 Dollar geschlossen und schoss nun um über 20 Prozent auf 132,25 Dollar nach oben. Northrop Grumman zogen um 3,3 Prozent an.
Silver Spring Networks schnellten um knapp 24 Prozent auf 16,10 Dollar empor. Itron, ein Dienstleister der Versorgungsbranche, schluckt den Anbieter von Produkten für Versorger und Kommunen aus dem Bereich "Internet der Dinge" in einer 830 Millionen Dollar schweren Transaktion. Itron zahlt 16,25 Dollar je Aktie und damit eine 25-prozentige Prämie auf den Schlusskurs vom Vorwochenschluss. Itron legten um 5,1 Prozent zu.
General Motors (GM) verloren 0,7 Prozent. Im kanadischen Werk in Ingersoll waren die GM-Mitarbeiter in den Ausstand getreten, weil die Gewerkschaft sich nicht mit dem Konzern auf einen neuen Tarifvertrag einigen konnte. Der Aktienkurs von Nabriva Therapeutics sprang um über 29 Prozent in die Höhe. Das Pharmaunternehmen hatte positive Ergebnisse aus einer fortgeschrittenen Studie für das Präparat Lefamulin zur Behandlung von Lungenentzündung vorgelegt.
Beruhigung am Ölmarkt
Am Ölmarkt endete die jüngste Rally. Zuletzt hatten Daten und Aussagen der Internationalen Energieagentur, der Opec und der Energy Information Agency aus den USA, die allesamt auf eine Abnahme des Angebotsüberschusses hindeuteten, die Ölpreise auf Fünfwochenhochs getrieben. Aus Saudi-Arabien wurde bekannt, dass die Ölexporte im Juli gesunken waren auf das niedrigste Niveau seit September 2014 wegen eines höheren heimischen Verbrauchs. Zudem sank in den USA zum zweiten Mal in Folge die Zahl der aktiven Förderstellen. US-Leichtöl der Sorte WTI stagnierte bei 49,91 Dollar, Brent kostete mit 55,48 Dollar 0,2 Prozent weniger. WTI schloss damit dennoch auf dem höchsten Stand seit Ende Juli.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 22.331,35 0,28 63,01 13,00 S&P-500 2.503,87 0,15 3,64 11,84 Nasdaq-Comp. 6.454,64 0,10 6,17 19,91 Nasdaq-100 5.981,12 -0,11 -6,88 22,98 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,41 2,5 1,38 20,3 5 Jahre 1,83 2,2 1,81 -9,5 7 Jahre 2,05 1,7 2,04 -19,3 10 Jahre 2,23 2,4 2,21 -21,6 30 Jahre 2,80 3,1 2,77 -26,6 DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 7.45 Uhr Fr, 17.30 Uhr % YTD EUR/USD 1,1952 +0,08% 1,1943 1,1963 +13,7% EUR/JPY 133,27 +0,38% 132,77 132,86 +8,4% EUR/CHF 1,1497 +0,23% 1,1471 1,1492 +7,3% EUR/GBP 0,8857 +0,74% 0,8792 1,1353 +3,9% USD/JPY 111,50 +0,29% 111,18 111,05 -4,6% GBP/USD 1,3495 -0,66% 1,3584 1,3582 +9,4% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 49,91 49,89 +0,0% 0,02 -12,5% Brent/ICE 55,45 55,62 -0,3% -0,17 -5,6% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.307,77 1.319,60 -0,9% -11,83 +13,6% Silber (Spot) 17,22 17,59 -2,1% -0,37 +8,1% Platin (Spot) 960,40 969,15 -0,9% -8,75 +6,3% Kupfer-Future 2,95 2,93 +0,6% +0,02 +16,8% ===
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September 18, 2017 16:17 ET (20:17 GMT)
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