Die Kurse der Staatsanleihen auf beiden Seiten des Atlantiks sind zuletzt unter Druck geraten. Das sah zum Wochenstart noch anders aus, als sowohl die vom Ergebnis der deutschen Bundestagswahl ausgehende Unsicherheit als auch die spürbare Zuspitzung des Nordkorea-Konfliktes die Stimmung der Anleger drückte, was die Renditen sinken ließ. Doch jetzt zeichnet sich eine Gegenbewegung ab, die durch Äußerungen von Fed-Notenbankern initiiert worden ist.
So positionierten sich der einflussreiche Chef der New Yorker Fed, William Dudley, und Fed-Chefin Janet Yellen in Richtung einer erneuten Leitzinsanhebung in den USA im Dezember - trotz der vergleichsweise schwachen Inflationsentwicklung. Die PCE-Kernrate - das für die Fed relevante Inflationsmaß - lag zuletzt bei 1,4 %. Marktteilnehmer waren und sind in Bezug auf den Zinsanhebungskurs der Fed immer noch sehr vorsichtig positioniert. Bis zum Jahresende ist weiterhin eine Zinsanhebung nicht komplett eingepreist. Wir rechnen im Dezember mit einer Zinserhöhung um 25 bp auf dann 1,25 - 1,50 % für die Zielspanne der Fed Funds Rate. Der Zinsanstieg könnte mit Näherrücken des Fed-Zinsschrittes sowie der von uns erwarteten Ankündigung eines Tapering durch die EZB auf ihrem Treffen Ende Oktober für den Jahresbeginn 2018 noch weiter gehen. Risiko für steigende Zinsen bleibt die Nordkorea-Krise, deren Ausgang kaum vorhersehbar erscheint und die jederzeit zu einer Flucht der Anleger in Sicherheit führen kann. Der Renditezuwachs zeigt sich insbesondere bei den zehnjährigen Bundesanleihen, der bis auf 0,50 % gelaufen ist.
Höhere Renditen in der Eurozone sind mehr als angemessen, wenn man einen Blick auf die Konjunkturentwicklung wirft. Die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für September in der Eurozone sind weiter nach oben gesprungen und befinden sich insbesondere für das verarbeitende Gewerbe auf sehr hohem Niveau. Der Index für Deutschland liegt sogar bei schwindelerregendem 60,6 Punkten. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist zwar im September erneut leicht gesunken, sein Stand ist aber weiterhin nicht weit entfernt vom Rekordhoch. Insgesamt weisen die Daten auf ein sehr dynamisches Wachstum auch in der zweiten Jahreshälfte hin.
US-Präsident Donald Trump hat seinen mit Spannung erwarteten Rahmenplan für eine Steuerreform präsentiert, die vom Weißen Haus und den zuständigen Ausschüssen des Senates und Repräsentantenhauses ausgearbeitet worden war. Demnach soll der Höchstsatz für Unternehmenssteuern von 35 % auf 20 % gesenkt werden und die Erbschaftssteuer entfallen. Der Spitzensteuersatz bei der Einkommenssteuer - derzeit liegt dieser bei 39,6 % - soll ebenfalls reduziert werden. Durch die Steuerentlastungen erhofft man sich eine zusätzliche Stärkung des Wachstums. Die Pläne von Trump sind an den Finanzmärkten gut aufgenommen worden, doch völlig unklar ist zum jetzigen Zeitpunkt, wie die Entlastungen gegenfinanziert werden können und was letztlich nach wahrscheinlich zähen Verhandlungen von den Reformvorschlägen übrig bleibt. Damit ist ein Starttermin für die Steuerreform noch kaum abzusehen.
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