Frankfurt (Dow Jones)--Die Zahl der Bankfilialen in Deutschland ist seit der Jahrtausendwende deutlich gesunken, wobei sich der Rückgang zuletzt deutlich beschleunigt hat. Das Zweigstellennetz wurde nach einer Analyse von KfW Research gemeinsam mit der Universität Siegen um ein Viertel ausgedünnt. Pro Jahr wurden im Durchschnitt 680 Standorte geschlossen und damit insgesamt mehr als 10.000.
Das Tempo hat der Untersuchung zufolge zuletzt deutlich zugenommen. Allein 2014 und 2015 seien 2.200 Filialen geschlossen worden. Von einer übermäßigen Ausdünnung könne dennoch nicht die Rede sein: Insgesamt liege Deutschland bei der Filialdichte mit durchschnittlich 3,5 Zweigstellen pro 10.000 Einwohner im EU-Mittelfeld von 3,7 Filialen.
Dabei hätten alle Kreditinstitutstypen (Genossenschaftsinstitute, Kreditbanken, Sparkassen) in den vergangenen gut anderthalb Jahrzehnten in ähnlichem Umfang abgebaut. Ländliche Regionen seien mit 27 Prozent Reduzierung indes stärker als Städte mit 23 Prozent der Filialen betroffen gewesen. Ein wesentlicher Treiber sei die Digitalisierung im Bankenmarkt, die mit innovativen Technologien, neuen Wettbewerbern und veränderten Kundenanforderungen weg vom Filialnetz, hin zu Onlineangeboten geführt habe, so KfW Research.
"Behalten die Banken das aktuelle Rückbautempo bei, dann würden im Jahr 2035 gut die Hälfte der zu Jahrtausendwende existierenden Filialen geschlossen sein", sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. Speziell für mittelständische Unternehmenskunden, die beratungsintensive Finanzierungen nachfragen, bleibe die Nähe zum Bankberater jedoch wichtig. "Solange auch bei abnehmender Filialzahl die für den Mittelstand wichtigen Bankdienstleistungen erhalten bleiben, dürften die Folgen dieses Veränderungsprozesses für den Wirtschaftsstandort Deutschland überschaubar bleiben", so Zeuner.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/smh
(END) Dow Jones Newswires
October 08, 2017 06:53 ET (10:53 GMT)
Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.