Mainz (ots) - Was für ein Tag. Es läuft chaotisch, und wahrscheinlich muss das so sein, damit es später strukturiert werden kann. Ein sehr tiefgreifendes Signal ist der Rückzug des sächsischen CDU-Regierungschefs Tillich. Er hatte, die AfD im Nacken, einen schärferen Rechtskurs seiner Partei gefordert. Das ist zum einen in der Sache falsch und zum zweiten mit Merkel ohnehin nicht zu machen. So ist der Rückzug Tillichs eher Chance denn Risiko. Ein neuer unverbrauchter CDU-Chef in einem Bundesland, das in den neunziger Jahren absolute CDU-Mehrheiten sah, kann seinen Mitbürgern vielleicht klar machen: Es gibt zwar Probleme, aber deswegen aus Protest AfD zu wählen, ist kontraproduktiv und kindisch. Falls von der Sachsen-CDU nun das Signal käme, "weiter nach rechts"-Forderungen zu unterlassen, wäre das auch für Jamaika hilfreich. Um Missverständnissen vorzubeugen: Jamaika ist eine interessante Option - aber nicht um jeden Preis und nicht mit der Brechstange. Dann tatsächlich lieber Neuwahlen, denn dass sich die SPD doch noch zu Groko durchquält, ist wohl ausgeschlossen, und das ist auch gut so. Nun hebt das große Pokern an. Der Grüne Habeck will mehr nach links, Hessens FDP-Chef Ruppert plädiert in der Flüchtlingspolitik für mehr Familiennachzug und sein Parteikollege Kubicki, man traut seinen Ohren nicht, will sich auf den bequemen Sessel des Bundestags-Vize verkrümeln. Wer's glaubt, wird selig. Lasst sie pokern. Poker ist ja auch nur ein Spiel: Lasst sie spielen, erst mal. Aber bald muss es ernst werden. Jamaika-Verhandlungen bis Fastnacht '18? Die Bürger lassen sich nicht zum Narren halten.
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