FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Industrieländerorganisation OECD rät der Europäischen Zentralbank (EZB) zu einer vorsichtigen Trendwende in der Geldpolitik. "Die EZB hat Spielraum, etwas vom geldpolitischen Gaspedal zu gehen, und sie kann den Expansionsgrad ein wenig herunterfahren", sagte OECD-Chefvolkswirtin Catherine Mann der "Börsen-Zeitung" (Freitagausgabe) laut einer Vorabmeldung. Die Notenbank solle die aktuell gute Konjunkturlage nutzen, um einen Einstieg in den Ausstieg aus den Anleihekäufen zu starten.
Die wirtschaftlichen Daten im Euroraum seien zuletzt etwas stärker gewesen als erwartet. Die OECD habe vorgeschlagen, "dass die Anleihekäufe Anfang 2018 reduziert werden und Ende 2018 beendet sein sollten", sagte Mann. Die EZB kauft derzeit monatlich Anleihen im Wert von 60 Milliarden Euro. An den Finanzmärkten wird erwartet, dass die Notenbank bei der nächsten Zinssitzung am kommenden Donnerstag (26. Oktober) beschließen wird, ihre Käufe ab Januar zu reduzieren. Die Käufe wurden im Kampf gegen die aus Sicht der EZB zu niedrige Inflation ergriffen. Die Notenbank strebt eine Rate von knapp zwei Prozent an.
"Im Dezember läuft das Programm aus, im Oktober müssen Beschlüsse fallen, wie es weitergeht", sagte zuvor Ewald Nowotny, Chef der Oesterreichischen Nationalbank (Oenb) der Tageszeitung "der Standard" (Donnerstagausgabe). Nowotny erwartet im kommenden Jahr zwar einen Rückgang der Inflation. "Ich denke aber, dass wir nicht warten müssen, bis die Inflationsrate 1,9 Prozent erreicht", sagte Nowotny. "Wir können die Politik früher normalisieren." Es wäre ein Fehler und problematisch damit noch länger zu warten. Die Nachteile der expansiven Geldpolitik würden umso spürbarer, je länger diese andauere./jsl/tos/he
AXC0223 2017-10-19/16:28