"Kursanstiege sind in den USA ohne eine Steuerreform begrenzt", so der HSH Nordbank Analyst Jan Edelmann.
30 Jahre nach Black Monday notieren wichtige Aktienbarometer auf Rekordständen.
Pünktlich zum dreißigsten Jahrestag des Schwarzen Montags notieren die globalen Aktienindizes auf historischen Höchstständen. Der Schwarze Montag am 19. Oktober 1987 war der erste Börsenkrach nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Dow Jones, der zuvor ein Rekordstand von 2640 Punkten erreicht hatte, fiel innerhalb eines Tages um 22,6 % (508 Punkte); dies war der größte prozentuale Rückgang innerhalb eines Tages in dessen Geschichte.
Heute notiert der Dow Jones erstmalig in seiner Geschichte über der Marke von 23.000 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 bei 2560 Punkten. Der deutsche Leitindex DAX notiert nunmehr seit einer Woche über der Marke von 13.000 Punkten - auch das entspricht dem höchsten Stand in der Geschichte des Aktienbarometers. Diese Entwicklung ist erstaunlich angesichts der schwerwiegenden geopolitischen Spannungen dieser Tage. Dennoch wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass sich ein Tageseinbruch wie 1987, der offensichtlich viel mit einem heute so nicht mehr existierenden Portfolio-Absicherungsinstrument zu tun hatte, nicht wiederholen wird.
Spannend ist unseres Erachtens vielmehr die Frage, ob der amerikanische Aktienmarkt, der sich in den vergangenen Jahren wesentlich freundlicher entwickelt hat als der deutsche Index, diese "Outperformance" auch im kommenden Jahr wird wiederholen können. Fest steht zunächst, dass die US-Unternehmen im Zeitraum 2007 bis heute den Gewinn je Aktie um 59 % steigern konnten, während die europäischen Pendants ein Minus von knapp 10 % verbuchten. Die durchschnittliche Eigenkapitalrendite im S&P 500 beträgt 15,4 %. Die der europäischen Unternehmen, insbesondere hierzulande, beträgt lediglich 10,4 %. Dürfte diese Outperformance der Eigenkapitalrendite amerikanischer Konzerne im Vergleich zu europäischen Aktien in den kommenden Jahren anhalten? Wie wir bereits in unserem Jahresausblick für das laufende Jahr argumentiert haben, dürfte die weitere Entwicklung des S&P 500 maßgeblich auch von der Steuerpolitik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump abhängen. Niedrigere Steuersätze waren in den vergangenen 40 Jahren maßgeblicher Treiber bei der Eigenkapitalrendite des S&P 500 (ex-Financials) und folglich der Indexentwicklung (siehe Grafik am Rande). Ohne eine Steuersenkung wäre daher in nächster Zeit nicht mehr mit starken Zuwächsen bei der Eigenkapitalrendite amerikanischer Unternehmen zu rechnen sein. Die Aussicht auf eine Steuersenkung (-reform) dürfte die positive Entwicklung des S&P 500 mitgeprägt haben, sodass bei einem Ausbleiben einer Reduzierung des Unternehmenssteuersatzes auf 20 % mit einem Rückgang bei den Indexständen des S&P 500 zu rechnen wäre. Ein Trendwechsel von einem Bullen- hin zu einem Bärenmarkt dürfte auch an den europäischen Aktienmärkten nicht spurlos vorbeigehen. Laut Berechnungen der US-Investmentbank Goldman Sachs dürfte eine Steuersenkung auf 20 % (effektiv) die Eigenkapitalrendite um 100 Basispunkte erhöhen. Eine Reduktion auf lediglich 25 % hätte einen Anstieg um 50 Basispunkte zur Folge. Eine Senkung des Körperschaftsteuersatzes wäre besonders für Energie- und Versorgungsunternehmen von Vorteil, denn diese beiden Sektoren wiesen im vergangenen Jahrzehnt mit die höchsten effektiven Steuersätzen auf. Kommt es dagegen zu keiner Steuersenkung wäre mit einem Rückgang des Index um gut die Hälfte der Zuwächse in diesem Jahr zu rechnen.
Bleibt eine Steuersenkung aus, ist mit Rückschlägen beim S&P 500 zu rechnen. Da es eine deutlich positive Korrelation zwischen DAX und S&P 500 gibt, ist damit zu rechnen, dass auch der DAX bei einem Ausbleiben einer Steuerreform in Mitleidenschaft gezogen wird, wohl allerdings nicht so stark wie das amerikanische Pendant. Für 2018 erwarten wir für den DAX ein moderates Plus von 3 % ggü. 2017.
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