Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Das Geschehen an Europas Börsen verläuft am Donnerstagmittag zunehmend in ruhigen Bahnen. Zwar bewegt die Berichtssaison Einzelaktien, mit der geldpolitischen Entscheidung der EZB und der anschließenden Pressekonferenz mit Mario Draghi steht das Highlight des Tages nicht nur für den Aktienmarkt aber noch bevor. Die EZB dürfte nach vorherrschender Einschätzung eine Verlängerung des Anleihekaufprogramms (QE) bei reduziertem Monatsvolumen beschließen, ohne sich auf einen Endtermin für das gesamte Programm festzulegen. Der DAX gewinnt 0,4 Prozent auf 12.998 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,2 Prozent auf 3.598 nach oben.
Volkswirte erwarten, dass die EZB das monatliche Kaufvolumen ihres Wertpapierkaufprogramms - derzeit 60 Milliarden Euro - ab 2018 um mindestens ein Drittel, also auf 40 Milliarden Euro, verringern wird. Mit diesem dürfte sie ihr Programm dann bis April oder Juni fortführen, ehe sie eine weitere Verringerung mit neuem Zieldatum beschließt. Allerdings wollen einige Beobachter auch eine längere Laufzeit bei geringerem Monatsvolumen nicht ausschließen. Einigkeit herrscht unter Beobachtern darüber, dass der Ausblick zur Zinsentwicklung unverändert bleiben wird.
Der Euro zeigt sich im Vorfeld mit 1,1813 gut behauptet, nachdem er am Mittwoch merklich zugelegt hatte. Im Tief hatte er da noch unter 1,1760 Dollar gelegen.
Beiersdorf erhöht Jahresprognose für Umsatz
Unternehmensseitig tobt die Berichtssaison mit einer Flut von Quartalszahlen, die bei Einzelwerten für kräftige Kursbewegungen sorgen. Klarer Tagessieger im DAX sind Beiersdorf mit einem Plus von 5 Prozent. Beiersdorf hat die Jahresprognose für das Umsatzwachstum nach einer guten Entwicklung in den ersten neun Monaten und einer Rückkehr zu zweistelligem prozentualem Wachstum im Klebstoffsegment Tesa erhöht. Davon profitieren im DAX auch Henkel, weil das Unternehmen über eine eigene Klebstoffsparte verfügt. Der Kurs legt um 2,2 Prozent zu.
Munich Re hat mitgeteilt, aufgrund der außerordentlichen Belastung aus Hurrikan-Schäden mit einem Verlust von 1,4 Milliarden Euro im dritten Quartal zu rechnen. Für das Gesamtjahr erwartet der Rückversicherer nun einen kleinen Gewinn. Mitte September hatte Munich Re wegen Sturmschäden bereits eine Gewinnwarnung abgegeben und das Erreichen des Jahresgewinnziels von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro in Frage gestellt. Die Schadenbelastung entspricht laut den Analysten der DZ Bank "nahezu exakt" ihrer Schätzung. Ihre Schätzungen für die Folgejahre haben die Analysten sogar angehoben, weil die hohe Schadenbelastung letztlich einen positiven Effekt auf die Preisentwicklung haben dürfte. Trotz der hohen Schadenbelastung dürfte Munich Re eine unveränderte Dividende von 8,60 Euro zahlen. Der Kurs steigt um 2,5 Prozent.
Deutsche Bank verlieren dagegen 1,8 Prozent. Bemängelt wird hier, dass der Grund für das überraschend verbessertes Ergebnis im Berichtsquartal vor allem Kosteneinsparungen waren. Aus dem originären Geschäft komme das nicht, die Deutsche Bank verliere weiter Marktanteile. Im Investmentbanking mache sich bei der Bank derweil weiter das ungünstige Markt- und Zinsumfeld bemerkbar.
Bayer hat wegen der Entkonsolidierung der Kunststofftochter Covestro die Prognose angepasst, erklärte jedoch dass sich an den Erwartungen an das eigene Geschäft nichts geändert habe. "Unter Ausklammerung von Covestro entwickelt sich das Geschäft enttäuschend", sagt ein Marktteilnehmer. Bayer verlieren 3,3 Prozent.
Nokia-Kurs knickt ein
Belastet von schwächeren Geschäften in China und Nordamerika ist Nokia im dritten Quartal noch tiefer in die Verlustzone gerutscht. Zudem warnte der Netzwerkausrüster davor, dass der Markt für mobile Netzwerke noch stärker als ohnehin schon erwartet sinken werde. Börsianer quittieren das mit einem Kursabschlag von 14,2 Prozent.
Barclays verlieren nach enttäuschenden Gewinnzahlen 6,1 Prozent. Der Gewinn vor Steuern verfehlte die Markterwartung um 11 Prozent und das Investmentbanking habe noch schwächer als erwartet abgeschnitten, heißt es.
Positiv beurteilen Marktteilnehmer die Zahlen des Schweizer Industriekonzerns ABB. Der Nettogewinn von 571 Millionen Dollar liege leicht über den Schätzungen von gut 560 Millionen. Auch Umsatz und Auftragseingang hätten die Erwartungen geschlagen. ABB legen um 2,5 Prozent zu.
Die starke Marge ist es, die laut Händlern STMicroelectronics nach oben treibt. Der Kurs gewinnt 6,6 Prozent. "Auch der Gewinn liegt deutlich über den Erwartungen", so ein Händler. Komplettiert werde das positive Bild durch den starken Ausblick.
Der Triebwerkshersteller und Wartungsspezialist MTU Aero Engines hat seine Jahresgewinnprognose angehoben, das beschert der Aktie ein Plus von 4,5 Prozent. Adva haussieren nach der Zahlenvorlage im TecDAX um 11 Prozent. Takkt verlieren im SDAX nach einer Gewinnwarnung 1,5 Prozent.
Stratec Biomedical hat laut den Analysten von Oddo eindrucksvolle Ergebnisse im dritten Quartal erzielt. Die Margen hätten sich deutlich stärker verbessert als erwartet. Oddo hebt die Einstufung deswegen auf "Buy" von "Neutral". Der Kurs schießt um 12,5 Prozent nach oben.
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.602,74 0,31 11,28 9,49 Stoxx-50 3.163,87 0,36 11,49 5,09 DAX 13.001,86 0,37 48,45 13,25 MDAX 26.201,14 0,73 191,15 18,08 TecDAX 2.473,53 0,19 4,64 36,53 SDAX 11.829,94 0,08 9,66 24,27 FTSE 7.475,88 0,39 28,67 4,66 CAC 5.402,02 0,50 27,13 11,10 Bund-Future 161,14 0,03 0,65 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 10:30 Mi, 17:17 % YTD EUR/USD 1,1812 -0,02% 1,1815 1,1808 +12,3% EUR/JPY 134,24 -0,09% 134,36 134,14 +9,2% EUR/CHF 1,1697 +0,03% 1,1693 1,1676 +9,2% EUR/GBP 0,8930 +0,04% 0,8926 1,1234 +4,8% USD/JPY 113,64 -0,08% 113,72 113,60 -2,8% GBP/USD 1,3227 -0,06% 1,3235 1,3265 +7,2% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 52,23 52,18 +0,1% 0,05 -8,5% Brent/ICE 58,46 58,44 +0,0% 0,02 -0,4% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.278,31 1.277,08 +0,1% +1,23 +11,0% Silber (Spot) 16,99 16,94 +0,3% +0,05 +6,7% Platin (Spot) 922,80 923,75 -0,1% -0,95 +2,1% Kupfer-Future 3,18 3,18 -0,3% -0,01 +25,7%
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October 26, 2017 06:42 ET (10:42 GMT)
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