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HSH Nordbank
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Meinung weekly: BoE - Carneys Verschleierungstaktik

"Großbritannien ist anfällig für die schwankenden Stimmungen an den Kapitalmärkten. Will die BoE mit dem Zinsanstieg nur der Kapitalflucht gegensteuern?", fragt sich Dr. Cyrus de la Rubia, Chef-Volkswirt der HSH Nordbank.

Mark Carney, Chef der Bank of England, gibt Rätsel auf. Die britische Volkswirtschaft gehört zu den Ökonomien, die weltweit die schwächste Dynamik aufweisen und die Unsicherheit ist angesichts der Sackgasse, in der sich die Brexit-Verhandlungen befinden, groß. Und dennoch wird die BoE heute (2.11.) wahrscheinlich den Leitzins anheben. Was ist da los?

Die scheinbar naheliegende Antwort ist: Die Inflation ist im September auf 3,0 Prozent gestiegen, natürlich muss die Notenbank in diesem Fall gegensteuern. Zumal die Bank of England die Zielverfehlung gegenüber dem Finanzministerium schriftlich begründen muss. Aber mal ehrlich: Hat Mark Carney bei einer sich abschwächenden Konjunktur die Befürchtung, die Inflation könne davoneilen? Ihm muss doch klar sein, dass der abwertungsbedingte Preisauftrieb von temporärer Natur ist, es sei denn, das Pfund wertet über mehrere Jahre ab.

Und genau da dürfte der eigentliche Grund für die Ankündigung einer Zinserhöhung liegen: Die Angst vor Kapitalflucht und einer unkontrollierten Pfund-Abwertung. Abwegig? Keineswegs. Im zweiten Quartal haben ausländische Investoren Beteiligungen in Großbritannien um 1,5 Mrd. Pfund reduziert, der höchste Wert seit 30 Jahren. Gleichzeitig haben britische Investoren per Saldo ihre Beteiligungen im Ausland um 16,1 Mrd. Pfund aufgestockt. So viel Kapital ist zuletzt Anfang 2011 außer Landes geflossen.

Auch wenn diese Zahlen alleine keine ausreichende Beweisgrundlage für eine anhaltende Kapitalflucht darstellen, ist jedem Großbritannien-Beobachter klar, dass das Land anfällig für die schwankenden Stimmungen an den Kapitalmärkten ist. Das Vereinigte Königreich weist seit 1999 durchgehend ein Leistungsbilanzdefizit auf. Zuletzt erreichte der Saldo -4,6 Prozent des BIP, vor einem Jahr lag der Wert sogar bei knapp -7 Prozent des BIP.

Mark Carney steckt in einem Dilemma. Die Wirtschaft schwächelt und eine Zinserhöhung wäre das Letzte, was sie jetzt vertragen könnte. Noch gravierender wäre allerdings eine Zahlungsbilanzkrise, bei der Unternehmen und Privatanleger aus Furcht vor einer Abwertung des Pfunds ihr Kapital im Ausland in Sicherheit bringen und genau dadurch die britische Währung zum Absturz bringen. Was macht Carney also? Er betreibt eine Verschleierungstaktik, indem er auf die hohe Inflation hinweist und von dem eigentlichen Problem, einer möglicherweise anhaltenden Kapitalflucht, ablenkt. Er nimmt dabei in Kauf, dass die konjunkturelle Lage eine Zinserhöhung eigentlich nicht verträgt, weil die Alternative (unkontrollierte Kapitalflucht) in jedem Fall verhindert werden muss.

Was folgt daraus? Die Zinserhöhung dürfte in den nächsten Monaten umgesetzt werden und weitere werden wahrscheinlich folgen, aber die Abwertung des Pfunds wird vermutlich nur gebremst, nicht umgekehrt. Der Schlüssel für eine Stabilisierung der Währung liegt ganz klar bei der Regierung. So lange sie mit einem harten Brexit und einem "No-Deal"-Szenario spielt und Verhandlungsfortschritte mit der EU ausbleiben, wird sich das Dilemma für Carney - anders als das oben genannte Rätsel - nicht auflösen.


Hier können Sie das "Wochenbarometer" mit aktuellen News zu den Kapitalmärkten und weitere Research-Publikationen herunterladen.

© 2017 HSH Nordbank
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