FRANKFURT (Dow Jones)--Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen rät zur Vorsicht, wenn es darum geht, zeitliche Ziele für die Förderung des Klimaschutzes zu setzen. "Quoten und Grenzwerte sind immer gute Instrumente, aber zeitliche Begrenzungen sind das radikalste Instrument, das wir haben," sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. "Sinnvoll ist das überhaupt nur bei Technologien, deren Ende absehbar ist."
Kretschmann verwies in diesem Zusammenhang auf seine frühe Skepsis gegenüber der Entscheidung seiner Partei, für den Verbrennungsmotor ein Enddatum im Jahr 2030 zu setzen. "Ich bin nicht grundsätzlich gegen gesetzliche Vorgaben, nur der Zeitpunkt erschien mir beim Abschied vom Verbrennungsmotor viel zu früh. Das Verhältnis von Elektrofahrzeugen zu Autos mit Verbrennungsmotor beträgt 45.000 zu 45 Millionen, das sind doch ganz andere Dimensionen. Wir wissen nicht, wie es in fünf oder sechs Jahren aussieht", sagte der Ministerpräsident.
Auch zum Kohleausstieg äußerte er sich zurückhalten. In der neuen Bundesregierung werde es zwar darauf ankommen, "einen Pfad des Kohleausstiegs zu beschreiben". Was jedoch feste Fristen angehe, erinnere er nur an den Atomausstieg: "Wenn man ein Enddatum verhandelt, dann muss man es hinterher auch einhalten können", so Kretschmann.
Die Sondierungsgespräche zur Bildung einer Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP gehen in die heiße Phase. Zunächst wollen die Parteivorsitzenden am Sonntagabend an geheimem Ort über die bisher erzielten Ergebnisse beraten. Unter anderem soll versucht werden, einen Kompromiss in der Flüchtlingsfrage zu finden. Ab Montag beginnt dann die "Woche der Entscheidung", wie es Unions-Fraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer formulierte. In deren Verlauf soll die Entscheidung stehen, ob Koalitionsgespräche möglich sind oder nicht.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/mgo
(END) Dow Jones Newswires
November 12, 2017 05:01 ET (10:01 GMT)
Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.