Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) befürchtet, dass die Bilanzergebnisse von Banken mit Einführung des Rechnungslegungsstandards 0 (IFRS 9) schlechter vergleichbar und schwankungsanfälliger werden. Grund ist, dass die Banken ab 2018 bei der Wertberichtigung von Krediten auch eigene makroökonomische Prognosen abgeben müssen.
"Es gibt die Sorge, dass es wegen der Subjektivität dieser Annahmen zu einer höheren Volatilität kommt", sagte der beim BdB für Bankenaufsicht und Bilanzierung zuständige Dirk Jäger. Auch die Vergleichbarkeit der Ergebnisse, könnte sich verschlechtern. "Wir befürchten, dass das schlimmer wird", sagte Jäger.
Banken müssen ab 2018 "Expected-Loss-Methode" anwenden
Die Banken müssen ab 2018 bei der Wertberichtigung von Finanzinstrumenten die IFRS 9 anwenden. Diese sieht vor, dass statt der derzeit verwendeten "Incurred-Loss-Methode" die "Expected-Loss-Methode" verwendet wird. Nach der derzeitigen Methode müssen Banken Kredite erst wertberichtigen, wenn ein bestimmtes Ereignis - zum Beispiel ein Zahlungsverzug - eintritt.
Ab 2018 müssen sie für jeden Kredit sofort eine Wertberichtigung vornehmen, die auf einem statistischen Ausfallrisiko für die nächsten zwölf Monate beruht. Weitere Wertberichtigungen werden fällig, wenn sich über die Laufzeit des Kredits eine signifikante Erhöhung des Ausfallrisikos ergibt. Ob das der Fall ist, kann die Bank mit Hilfe verschiedener Modelle selbst bestimmen.
Banken müssen makroökonomische Prognosen abgeben
Eine Rolle spielen dabei auch Annahmen über makroökonomische Größen, wie etwa die Arbeitslosenquote oder Immobilienpreise. Das gilt auch für Kredite mit sehr langer Laufzeit, was die Prognosen naturgemäß noch unsicherer macht.
Ziel der Expected-Loss-Methode ist es, über den Zyklus hinweg im Durchschnitt etwas höhere Wertberichtigungen herbeizuführen, dabei aber die Schwankungen geringer als bisher zu halten. Die Incurred-Loss-Methode hatte nach Einschätzung der Aufsichtsbehörden zu kleine und zu späte Wertberichtigungen zur Folge.
EBA: IFRS 9 lässt Bestand der Wertberichtigungen um 13 Prozent steigen
Die europäische Bankenregulierungsbehörde EBA schätzt, dass der Bestand der Wertberichtigungen im Zuge der Einführung der IFRS 9 um 13 Prozent steigen wird. Nach Mitteilung der Europäischen Zentralbank (EZB) minderten die im ersten Quartal 2017 bekannten Wertberichtigungen die Kernkapitalquote (CET1) der von ihr direkt beaufsichtigten Institute um 40 Basispunkte. Für die weniger wichtigen Institute bezifferte sie die Minderung auf 59 Basispunkte.
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November 27, 2017 11:14 ET (16:14 GMT)
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