Von Hans Bentzien
FRANKFURT/ESSEN (Dow Jones)--Bundesbankpräsident Jens Weidmann hält für Dezember eine weitere Anhebung der Wachstumsprognosen für den Euroraum für möglich und sieht die Inflation auf dem Weg zu der von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebten Inflation von knapp 2 Prozent. Vor diesem Hintergrund kritisiert Weidmann, der dem EZB-Rat selbst angehört, dass die EZB geldpolitisch weiterhin "Gas gibt".
Weidmann verwies in einer Rede in Essen, deren Text vorab verbreitet wurde, darauf, dass die Ökonomen der EZB ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr im September auf 2,2 Prozent angehoben worden sei. Auch für die nächsten beiden Jahre erwarteten sie ebenfalls Wachstumsraten um die 2 Prozent.
Weidmann sagte: "In zwei Wochen kommt nun eine aktualisierte Prognose heraus - wie im Dezember üblich, dann auf Basis detaillierter Länderprojektionen. Derzeit spricht einiges dafür, dass der Konjunkturausblick dann mindestens so gut ausfällt, wenn nicht sogar besser. Viele Kurzfristindikatoren haben zumindest positiv überrascht."
Die Projektionen der EZB zeigten aus seiner Sicht, dass der binnenwirtschaftliche Preisdruck im Euroraum allmählich zunehme und dass die in der Prognose aufgezeigte Entwicklung des binnenwirtschaftlichen Preisdrucks durchaus im Einklang mit einem Pfad hin zur Definition von Preisstabilität steht.
Dass der EZB-Rat am 26. Oktober beschlossen habe, "weiter geldpolitisch Gas" zu gegeben, findet Weidmann vor diesem Hintergrund kritikwürdig: "Angesichts der günstigen Konjunkturaussichten und der anziehenden Preise wäre auch eine etwas weniger expansive Ausrichtung der Geldpolitik vertretbar gewesen", sagte er.
Der Rat hatte beschlossen, das Volumen der Anleihekäufe ab 2018 auf 30 (derzeit: 60) Milliarden Euro zu verringern. Er steht aber bereit, die Käufe im Notfall erneut auszuweiten und will die Zinsen erst deutlich nach dem Ende der Vergrößerung der EZB-Bilanz anheben.
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November 29, 2017 12:17 ET (17:17 GMT)
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